Ein paar Fakten zum Einstieg: das südosteuropäische Land auf dem Balkan ist umgeben von den Ländern Kroatien, Serbien und Montenegro. Seit dem 1. März 1992 ist Bosnien und Herzegowina unabhängig von Jugoslawien und bietet eine abwechslungsreiche Landschaft. Wer von Kroatien weiter südwärts fährt (bzw. dann leicht ostwärts), kann ohne große Umwege einen Abstecher in Bosnien und Herzegowina machen. Wir nahmen diesen Umweg gerne in Kauf und hatten hier ein paar schöne Tage. Auch wenn diese etwas anders verliefen als ursprünglich geplant. Aber lies selbst…
Ankunft in Bosnien und Herzegowina
An einem Sonntag ging es für uns gegen späten Mittag über die Grenze nach Bosnien und Herzegowina. Erneut gab es eine Grenzkontrolle in beiden Ländern, also sozusagen „Abmelden“ in Kroatien und „Anmelden“ in Bosnien und Herzegowina. Wie immer in einem neuen Land, machten wir uns zunächst auf die Suche nach einer SIM-Karte für unseren Reiserouter*. Wir wurden schnell in einer Tankstelle fündig und kauften eine Karte mit 20 GB, die jedoch auf 7 Tage beschränkt war, für circa 10 Euro. Das Angebot war ganz ok und wir wussten, wenn wir länger bleiben sollten, können wir uns nochmals so eine Karte holen bzw. Guthaben aufladen.
Unser erstes Ziel bei unserem Abstecher in Bosnien und Herzegowina waren die Kravica-Wasserfälle, welche unter Naturschutz stehen. Nachdem wir bereits in Kroatien einige Wasserfälle gesehen haben, wollten wir uns auch diese gerne ansehen. Da wir gegen Nachmittag dort ankamen, wollten wir nicht mehr in den Park rein, da es kurz vor Parkschließung war (Eintritt muss sich ja lohnen). Wir blieben erstmal auf dem Parkplatz stehen und informierten uns etwas über die Wasserfälle und andere Dinge. Nachdem wir nur für 7 Tage das Internet hatten, musste dieses ja auch genutzt werden.
Beschluss mit Folgen
Wir beschlossen den halbkreisförmigen Wasserfall noch am Abend nach Kassenschluss aufzusuchen, um die Abendstimmung einzufangen. Da wir in der Nebensaison dort waren, konnten wir so umsonst zu den Wasserfällen gelangen. Am nächsten Tag wollten wir diese dann nochmals aufsuchen und uns diese Parkanlage etwas genauer ansehen.
In der Dämmerung ging es für uns über steile Steintreppen vom Parkplatz hinab zu den Wasserfällen. Melanie machte einen falschen Schritt und knickte dabei unschön um. Wir waren die letzten Monate so viel in den Bergen unterwegs, mit deutlich anspruchsvolleren Wegen, aber hier sollte es nun mal passieren. Wir blieben zunächst stehen, um Melanies Kreislauf zu beruhigen und dann hätten wir auf direktem Wege wieder zu Van Vivaldi sollen (laut PECH-Regel nach Unfällen: Pause, Eis, Kompression und Hochlagern). Melanie wollte jedoch noch zu den Wasserfällen und so ging es für uns ein paar weitere Höhenmeter hinab. Anschließend humpelte sie das alles wieder nach oben und ab dann war schonen angesagt.
Wir wussten natürlich nicht wie schlimm die Verletzung war und hofften inständig das Beste. Gebrochen schlossen wir beide jedoch aus, da der Knöchel schon noch etwas belastet werden konnte. Einen Bänderriss konnten wir nicht ausschließen, aber die Hoffnung lag auf einer leichten Verstauchung.
Ausruhen und schonen
Nach dem kleinen „Unfall“ waren wir gezwungen, ein paar Tage einfach mal nichts zu tun. Das tat uns sehr gut und wir konnten neue Kraft tanken. Dafür fanden wir einen super schönen, ruhigen Stellplatz an einem Fluss. Ins Krankenhaus gingen wir erstmal nicht, was im Endeffekt zum Glück auch nicht notwendig war. Wir kamen mit einem riesigen Schrecken und ein paar Tage „weniger tun“ davon. Der Knöchel schmerzte noch gut eine Woche und auch zwei Wochen später ging noch nicht alles, was wir vielleicht sonst so getan hätten (klettern, große Wanderungen, intensive Belastung etc.).
Unsere Zeit an diesem Fluss in Bosnien und Herzegowina war auf jeden Fall sehr entspannt. Wir lernten ein paar Einheimische kennen, u.a. Joseph/Josef, der ein paar Deutsch-Brocken zum Besten gab und uns mit leckeren Mandarinen versorgte. Zudem konnten wir mal wieder ein wenig Zeit an den Laptops* für unseren Blog aufbringen und unsere tausende von Bilder* sichern. Wir zauberten uns leckere Gerichte und erkundeten mit wenigen Schritten die nähere Umgebung.
Abstecher Bosnien und Herzegowina – Mostar
Nach drei Tagen Schonprogramm ging es für uns nach Mostar, einer Stadt im Süden von Bosnien und Herzegowina, welche vom Fluss Neretva durchflossen wird. Eine wunderschöne Bogenbrücke, die Stari Most (Alte Brücke), ist das Wahrzeichen dieser Stadt und dadurch auch recht bekannt. Der ganze mittelalterliche Teil dieser Stadt ist mit Kopfsteinpflaster ausgelegt und enthält etliche Marktstände und Geschäfte. Wir hatten Melanies Knöchel durch eine Bandage stabilisiert und so konnte sie einigermaßen gut laufen. Das Kopfsteinpflaster war jedoch echt nicht das beste Terrain, um den Knöchel mal wieder zu bewegen 😉 . Aber was soll’s, nur rum sitzen funktioniert eben nicht und wir wollten ja auch noch etwas von dem Land sehen!
Wir schlenderten durch tolle Gassen, sahen wunderschöne, bunte Marktstände und ein paar schöne Moscheen. Die Stari Most war natürlich auch ein tolles Highlight dieser Besichtigung. Als wir gerade über die Brücke liefen, kam einer der Einheimischen und wollte gegen ein wenig Geld von der Brücke springen. Wir blieben ein paar Minuten dort stehen, gesprungen ist der Mann allerdings nicht. Für uns ging es weiter durch die Gassen und nach ein paar Minuten kamen wir unterhalb der Brücke raus. Dann waren es sogar zwei Männer am Brückenrand, die springen wollten. Ein dritter lief durch die Menschenmengen und sammelte Geld ein. Letztendlich gaben doch einige Touristen Geld in den „Hut“ und einer der Herren sprang von dieser 18 Meter hohen Brücke in den darunter verlaufenden Fluss. Verrückt – aber auch das gehört wohl zu einem Touristen-Spot dazu.
Blagaj
Wir hatten eine super schöne Stadtbesichtigung, trotz leicht schmerzendem Knöchel. Dieser wurde bei der kurzen Weiterfahrt nach Blagaj geschont, wo wir uns etwas außerhalb des Ortes ein leckeres Mittagessen zauberten.
Der Ort Blagaj liegt etwa 10 Kilometer südöstlich von Mostar und ist u.a. wegen des Derwischkloster (Dervish House) bekannt. Dieses ist auf Felsen am Flussufer erbaut, umgeben von mächtigen Karststeinklippen sowie Baumriesen. Das Kloster hat eine wunderschöne Lage und schon alleine deswegen lohnt sich ein kurzer Besuch. Teile der Anlage wurden übrigens vor fast 600 Jahren von den Derwischen in den Felsen geschlagen, heute dient das was vom Kloster übrig ist jedoch nur noch als Museum.
Das Derwischkloster liegt am Vrelo Bune (Buna-Quelle), einer natürlichen Quelle, die einer Höhle entspringt. Diese Quelle zählt als einer der stärksten Quellen Europas. Immerhin sprudeln hier durchschnittlich 43.000 Liter pro Sekunde aus dem Kalkgestein. Das Kloster an dieser tollen Quelle mit glasklarem Wasser ist sogar über Landesgrenzen hinweg bekannt und lässt sich super mit einem Stadtbesuch in Mostar verbinden.
Weiter auf den Straßen BIH
Nach diesem erlebnisreichen Tag wollten wir noch ein wenig Strecke machen. Wir wählten einen Stellplatz auf einem Pass Richtung Kroatien aus und fuhren, wie soll es auch anders sein, eifrig nach unserem Navi. Die Straße bog einmal ins nichts ab und wurde immer schmaler. Letztendlich kamen wir an einer Siedlung raus, hier endete die Straße jedoch. Das lief ja schon mal suboptimal!
Nachdem hier Sackgasse war (die von Google Maps vorgeschlagene Route war nicht vorhanden), mussten wir leider die schmale Straße zurückfahren und endeten wieder in Blagaj. Auf ein Neues! Wir wählten dieses Mal ein Teilstück, welches wir schon kannten, und von dort kamen wir dann auch auf eine größere Straße. Es dämmerte bereits und wir hatten noch ein wenig Strecke vor uns. Wir hatten einen sehr schönen Sonnenuntergang „on the road“ und fuhren in gemütlichem Tempo über spannende Passstraßen.
Schließlich kamen wir im Dunkeln auf einem Parkplatz an und zogen uns direkt in unserem zuhause zurück. Es ist immer wieder doof im Dunkeln irgendwo anzukommen. Man weiß nicht wo man genau ist und wie es hier aussieht. Am nächsten Morgen waren wir von der tollen Aussicht begeistert und konnten sogar die Toilette einer Attraktion, die es hier gab (Höhle), mitbenutzen. Wir wuschen unsere Haare, füllten* ein wenig Wasser ab und genossen die letzten Stunden von unserem Abstecher in Bosnien und Herzegowina.
Gegen Mittag fuhren wir weiter nach Kroatien. Die Straße bis zur Grenze war super gruslig bzw. wenn es nach Julian geht, der absolute Oberhammer. Er hatte Spaß beim Fahren in schmalen Straßen durch eine wunderschöne Waldlandschaft. Die Straße war meist einspurig und das bis zur Grenze. Wahnsinn, an welchen Orten es überall Grenzübergänge gibt!
Tschüss Bosnien und Herzegowina
Auch wenn wir in Bosnien und Herzegowina zunächst einen nicht so schönen Start hatten, konnten wir doch so viel tolles aus diesem Balkan Staat mitnehmen. Wir trafen bei unserem Abstecher in Bosnien und Herzegowina super freundliche Menschen, konnten schöne Dörfer und Städte besichtigen (soweit es mit dem Fuß ging) und eine sehr schöne Landschaft entdecken. Da wir nur einen kleinen Teil dieses Landes gesehen haben, werden wir bestimmt irgendwann mit etwas mehr Zeit wieder kommen! Eine Reise nach Bosnien und Herzegowina ist auf jeden Fall zu empfehlen!
Wie es für uns weiter ging, erfährst du schon bald. Über unseren erneuten Stopp in Kroatien hatten wir ja bereits berichtet. In unserem nächsten Bericht geht es also wieder in ein neues Reiseland mit tollen Erlebnissen. Bleib dabei!
Grüße
Melanie & Julian
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