Wer einen Camper mit Dieselmotor besitzt und ins Kalte fährt, ist bestimmt schon über das Thema Kälte und Diesel gestolpert. Diesel kann schon ab -1°C ausflocken. Das bedeutet es bilden sich kleine Parafinteilchen im Diesel, welche die Filter und Injektoren verstopfen können. Bei Benzin besteht dieses Problem übrigens nicht. Erst ab -45°C kann Benzin gefrieren. Diese Temperaturen sind selbst im winterlichen Skandinavien sehr, sehr selten. Zumindest nicht auf dem Festland Nordeuropas. Somit musst du dir mit Benzinmotor auf deiner Skandinavien Tour mit dem Camper im Winter keine Sorgen machen. In unserem Artikel „Kraftstoff und extreme Kälte – Polardiesel“ erfährst du etwas mehr über die oben beschriebenen Herausforderungen beim Wintercamping.
Wir wünschen dir, dass du viele schöne kalte Nächte mit Nordlichtern hast, -45°C wünschen wir allerdings niemandem. Uns reichten die -30°C, die wir schon selbst erlebt haben, absolut. Unser Van Vivaldi hatte morgens, als es „nur“ noch -23°C hatte, echte Probleme mit dem anspringen. Das hat auch nichts mit Diesel oder Benzin zu tun. In diesem Fall tut sich jeder Motor schwer. Aber lies doch einfach weiter und lerne vielleicht noch etwas dazu.
Kraftstoff und extreme Kälte: Winterdiesel und Polardiesel
Da Diesel schon bei knapp unter dem Gefrierpunkt ausflocken kann, wird ihm ein Additiv* zugegeben. In Deutschland ist das übrigens von Mitte November bis Ende Februar verpflichtend für die Tankstellen. Dieser soll bereits bis -20°C nicht ausflocken. Polardiesel (welcher in Skandinavien verkauft wird) hält noch wesentlich höheren Minusgraden stand. Der deutsche Winterdiesel hält laut einem Test vom ADAC zwar auch nicht immer bis zu -20°C stand, aber wird auch nicht bei den ersten kälteren Tagen ausflocken.
Wenn es um eine Skandinavien Tour mit dem Camper im Winter geht, liest man zum Thema tanken und Polardiesel die wildesten Aussagen in den Foren und auf manchen Blogs.
Die Klassiker sind, dass man auf keinen Fall in Deutschland noch einmal volltanken und niemals weniger als 50% leer fahren soll, da sonst nur kalter Kraftstoff im Tank ist und der neue Diesel sich nicht mit dem „warmen“ im Tank vermischt.
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Trugschluss „Nicht in Deutschland volltanken“
Diesem wollen wir aus logischer Schlussfolgerung ein wenig widersprechen. Von Malmö (einer der südlichsten Punkte Schwedens) bis nach Sundsvall (immer noch Mittelschweden) sind es knapp 1.000 km. Von Malmö bis zum Polarkreis (ja, es kann schon wesentlich südlicher kalt werden) sind es knapp 1.600 km. In Norwegen sind es von Kristiansand (hier legen die meisten Fähren an) bis nach Trondheim knappe 800 km. Spätestens in Sundsvall und Trondheim, wird an den Tankstellen Diesel verkauft, der einigen Minusgraden standhält. Das ist keine gesicherte Aussage und wahrscheinlich bekommt man den Polardiesel schon etwas weiter südlich in Skandinavien, auch wenn man das so gar nicht richtig mitbekommt, da man ganz normal an der Dieselzapfsäule tankt.
Van Vivaldi hat mit seinem 80 Liter Tank und einer sparsamen Fahrweise eine Reichweite von 1000 km bis 1200 km, was ganz schön ordentlich ist. Meist liegt die Reichweite von Campern und Vans (weit) unter diesem Wert. Du weißt aber ganz sicher selbst wie weit du mit deinem Camper und einer Tankfüllung kommst. Solange du keinen LKW mit einem 800 Liter Tank oder sogar mehr hast, widerspricht sich die obige Aussage eigentlich schon selbst, oder?
Wir haben in Deutschland immer noch einmal vollgetankt und zwar bis ganz, ganz voll. Schließlich sind die Kraftstoffpreise in Schweden und Norwegen die höchsten in ganz Europa. Damit hatten wir Anfang 2022 und 2023 gar keine Probleme und auf unserer Tour im Frühjahr 2023 hatten wir in unserer ersten Nacht in Südschweden bereits gute Minusgrade.
Wenn du einen Reservekanister dabeihast oder deine Standheizung aus einem separaten Kanister/Tank gespeist wird, solltest du das Thema allerdings beachten. Es macht schon sehr viel Sinn, mit einem leeren Reservekanister im hohen Norden anzukommen, um dann den Polardiesel zu tanken. Was bringt einem ein Reservekanister, wenn der „günstigere“ Diesel im Notfall komplett ausgeflockt ist?!
Nie mit zu leerem Tank unterwegs sein
Die Aussage, immer noch genug warmen Sprit im Tank zu haben, finden wir etwas übertrieben. Ja, die neueren Dieselmodelle führen nicht verbrauchten Sprit zurück in den Tank und dieser könnte eventuell etwas wärmer sein.
Trotzdem verlaufen die meisten Rückführleitungen unter dem Auto zurück bis zum Tank, welcher auch unter dem Auto angebracht ist. Das heißt, beides ist der vollen Kälte ausgesetzt. Bis der Diesel der Rückführungen im Tank ankommt, ist er schon wieder „sau“ kalt. Dass der Diesel im Tank wärmer ist als der aus der Zapfsäule, ist dadurch, dass bei den meisten Campern und Transportern der Tank ohne große umbauten am Unterboden fest gemacht ist, auch unwahrscheinlich.
Trotzdem solltest du den Tank nicht extrem leer fahren. Wir haben spätestens bei 25% Füllstand versucht zu tanken. Du weißt nie, ob es zu einer Straßensperrung kommt, wie viel die Standheizung in der Nacht verbraucht und ähnliches. Uns ist es das ein oder andere Mal passiert, dass wir nicht regelmäßig an einer Tankstelle vorbeikamen und dann wird man irgendwann sehr unentspannt und möchte die Standheizung gar nicht mehr einschalten, weil man Angst hat, es nicht mehr rechtzeitig zu einer Tankstelle zu schaffen. Bei -10°C echt ungemütlich (ist uns bei unseren 19 Tagen auf der Insel Senja in Norwegen einmal passiert).
Was wenn der Diesel doch ausflockt?
Gute Frage! Am eigenen Leib haben wir das noch nicht erfahren. Zum Glück 😉 .
Die erste Frage, die sich stellt ist, ob man das in kleinen Mengen überhaupt bemerkt? Wahrscheinlich nicht, da das meiste sowieso im Dieselfilter* hängen bleibt. Falls es zwischen Filter und Motor in der Leitung passiert, wird das irgendwann die Injektoren (Einspritzdüsen) deines Motors zusetzen.
Gegen ausgeflockten Kraftstoff hilft übrigens nur, das Auto bzw. den Kraftstoff „aufzutauen“. Das heißt, du musst dein Auto in eine Werkstatt oder in ein Parkhaus bzw. an einen „wärmeren“ Ort abschleppen.
Wir haben für diesen Fall allerdings auch Vorkehrungen getroffen. Für beide im Auto verbauten Kraftstofffilter haben wir einen Ersatz an Bord.
Wir haben einen Kraftstofffilter* vor unserer Heizung verbaut. Dieser ist vollkommen ungeschützt unter dem Auto angebracht. Das heißt, dieser bekommt die komplette Kälte der skandinavischen Nächte ab. Aus diesem Grund haben wir auch immer einen Ersatzfilter* mit an Bord. Theoretisch kann man die Heizung auch ohne Filter betreiben und wenn er verstopft ist, diesen einfach ausbauen. Das Ersatzteil nimmt aber fast keinen Platz weg und kostet auch nicht die Welt.
Das gleiche gilt für unseren Kraftstofffilter vom Fahrzeug selbst. Es gibt zwar genügend Werkstätten und auch Ersatzteile sind lieferbar, aber das kann mit Wartezeit verbunden sein. Den Filter* bereits dabei zu haben, kann also kostbare Zeit sparen.
Motor starten nach kalten Nächten
Einen sehr kalten Motor zu starten, kann gar nicht so leicht sein. Das gilt übrigens auch für Benzinmotoren, nicht nur für Dieselmotoren. Das liegt daran, dass das Motoröl extrem zähflüssig wird. Dadurch benötigt der Anlasser mehr Kraft, um den Motor „anzudrehen“. Das benötigt jede Menge Energie. Die Batterie ist aber aufgrund der Kälte sowieso schon geschwächt. Zusätzlich muss bei einem Dieselmotor vorgeglüht werden, was ebenfalls Energie kostet.
Das kann eine Batterie schnell in die Knie zwingen. Darum solltest du deine Batterie vor einer Tour mit dem Camper in das winterliche Skandinavien unbedingt noch einmal prüfen lassen. Alternativ kannst du dir auch ein kleines Modul* zulegen, mit welchem du deine Fahrzeugbatterie ständig überwachen kannst. Der große Vorteil ist, dass die meisten Camper eine zweite Batterie an Bord haben und man sich theoretisch sogar selbst überbrücken kann. Wichtig ist dabei, dass das Starthilfekabel* lang genug ist.
Wir haben es nicht nur einmal erlebt, dass sich ein Camper die Batterie beim Start am eiskalten Morgen leer georgelt hat.
Die Skandinavier haben alle Motorwärmer verbaut. Mehr dazu liest du in unserem passenden Text.
Zusammenfassung Kraftstoff und extreme Kälte – Polardiesel
Wenn dein Camper einen Benzinmotor hat, musst du dir eigentlich keine großen Sorgen machen. Benzin friert erst bei ca. -45°C ein. Bei einem Camper mit Dieselmotor musst du dir ein paar Gedanken machen. Es ist nichts kompliziertes, aber du solltest dich vorher ein wenig mit dem Thema befassen.
Polardiesel ist relativ frostsicher, diesen bekommst du aber nicht in Deutschland. Volltanken kannst du trotzdem noch einmal, schließlich ist es ziemlich weit in den hohen Norden und die meisten Fahrzeuge haben eine wesentlich kürzere Reichweite.
Ist dein Diesel einmal eingefroren, hilft nur noch aufwärmen in einer beheizten Garage oder ähnlichem. Einen neuen Kraftstofffilter* an Bord zu haben, kann nicht schaden. So kann dir in solch einem Fall schnell geholfen werden, ohne auf dieses Ersatzteil zu warten.
Einen kalten Wagen zu starten, ist nicht so einfach. Ein elektrischer Motorwärmer kann hier Abhilfe schaffen. Dies bringt aber nur etwas, wenn genügend Strom vorhanden ist. Solch ein Startvorgang kann eine Autobatterie auch schon einmal leer saugen. Ein Starthilfekabel* oder eine Powerbank mit Starthilfefunktion* sind absolut wichtig für solch eine Tour.
Mit ein bisschen Planung, kann auch dein Camper (egal mit welchem Kraftstoff) extreme Kälte überstehen – bei Diesel hilft auf jeden Fall Polardiesel, den du in höheren Breitengraden bekommst.
Packliste – Für deine Wintertour in Skandinavien
Nachdem du nun einiges über Kraftstoff und extreme Kälte insbesondere über Polardiesel erfahren hast, wollen wir nun noch ein wenig auf das Wintercamping eingehen. Damit du auf deiner Winterreise nach Skandinavien auch nichts vergisst, haben wir dir alles wichtige in themenbezogene Listen zusammengefasst.
Einige Dinge sind obligatorisch und sollten auf keinem Fall auf deiner Tour fehlen. Andere Dinge sind optional aber schaden auf keinen Fall, wenn du sie dabeihast. Wichtig ist, dabei zu wissen, dass die Materialien eventuell stärkeren Belastungen ausgesetzt sind als normal. Schließlich sind die Produkte nicht immer für extreme Kälte ausgelegt. Ein normales Abschleppseil ist z.B. dafür gemacht dich abzuschleppen. Wenn dich aber jemand aus dem Graben ziehen soll, ist etwas Robusteres auf jeden Fall angebrachter.
Das darf auf keinen Fall fehlen!
Optionale Helferlein
DiY-Thermomatte* | DiY-Thermomatte* Fenstersauger* (für Kondenswasser) Schlossenteiser* (ältere Fahrzeuge besitzen so etwas noch 🙂 ) Powerbank Starthilfe* Spikes zum selbst eindrehen* |
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