Zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2024 von patrablo

Zuhause ist, wo unser Mini-Camper Astrarix steht!

Aus einem Plan B wird ein Zuhause mit dem Namen Astrarix

Das Jahr 2020 wird ganz sicher jedem, der dabei war, lange in Erinnerung bleiben. Bei vielen positiv, bei vielen negativ oder einfach nur als das Jahr, in dem die Pandemie kam. Bei uns sind es viele schöne Erinnerungen, ein Jahr voller Improvisation aber vor allem ein Jahr, in dem wir in unserem Mini-Camper ein neues Zuhause gefunden haben. Plan B wird zu einem Zuhause mit vielen tollen Geschichten und Erlebnissen.

Aber fangen wir ganz von vorne an. Ende 2019 entschieden wir uns zur Weltreise und planten ganz weit weg zu fliegen. Was dann kam müssen wir nicht erzählen. Die Ereignisse des Frühjahres 2020 überschlugen sich und all unsere Pläne lösten sich langsam in Luft auf. Sicher war nur eines für uns. Ab 30.06.2020 haben wir beide keinen Job mehr und obdachlos sind wir auch (es sei denn wir ziehen in unsere alten Kinderzimmer).

Aus der Not heraus wurde eine Tour ans Nordkap geplant. Nur das passende Gefährt fehlte noch. Unser Wohnwagen kam für uns nicht in Frage, da ein Gespann einfach zu unpraktisch für solche Touren ist. Einen Van oder Camper zu kaufen auch nicht, schließlich wollten wir nicht zu viel Geld unseres Reisebudgets für einen Plan B ausgeben. So blieb am Ende einer Liste voller Möglichkeiten die Idee, einfach in unser aktuelles Auto, ein Opel Astra Kombi, zu ziehen.

Long Story Short. Aus unserem Auto wurde unser neues Zuhause und der Plan B ist voll aufgegangen.

Aus einem Opel Astra Sports Tourer wird ein Mini-Camper

Wir fingen an etwas zu recherchieren und machten uns ein paar Gedanken wie man das Thema angehen könnte. Julian zeichnete einen Plan, dieser wurde verworfen, der nächste Entwurf kam auf den Plan und so weiter. So ging das ein paar Tage. Beim Spazieren gehen diskutierten wir all die vielen Möglichkeiten, die es für den Ausbau gab. Einfach eine Matratze in den Kofferraum schmeißen, Schubladen für unsere Sachen, fest „eingebaute Küche“ und noch viel mehr solcher Punkte wurden durchdiskutiert.

Zum Schluss gab es folgende Rahmenbedingungen:

– die Rückbank wird ausgebaut, da wir den Platz brauchen
– es wird zwei Ebenen im Auto geben – Stauraum unten – Bett oben
– unser Hab & Gut für die Reise wird in Euro-Boxen verstaut
– wir wollen so unauffällig wie möglich bleiben und unter dem „Radar fliegen“ – somit keine Aufbauten
– das Ganze soll so gebaut sein, dass es jederzeit ein- und ausgebaut werden kann und nicht viel Platz wegnimmt

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Der Ausbau des Mini-Campers

Alle unten aufgeführten, für den Ausbau verwendeten Materialien, findest du auch auf unserer Packliste für den Camper. So steht deinem eigenen Ausbau nichts mehr im Wege.

Das Grundgerüst

Zum Ausbau selbst gibt es keine Detailanleitung. Wir möchten dir die Schritte trotzdem etwas beschreiben. Vielleicht schaffen wir es irgendwann, eine genaue Anleitung online zu stellen.

Die Rückbank auszubauen war einfacher als gedacht. Entsprechende Foren, bekannte Video Plattformen und ein wenig Suche halfen dabei weiter. Falls du so etwas auch planst, mach dabei auf jeden Fall Fotos und speichere diese gut ab. Schließlich sollte der Rückbau vielleicht irgendwann mal wieder stattfinden und das ganze danach noch so aussehen wie davor.

Danach wurde für den ehemaligen Kofferraum eine passende Grundplatte gebaut. Diese ist an zwei Haken der Rückbank eingehängt, damit diese nicht nach vorne rutschen kann. Schließlich soll das Gestell bei einer Vollbremsung nicht in den Vordersitz einschlagen. Auf der Grundplatte können die Euro-Boxen* ganz bequem hin und her geschoben werden.

Auf dieser Grundplatte werden drei Längsträger, die von hinten nach vorne bis zum Fußraum der Rückbank verlaufen, montiert. Die gesamte Konstruktion ist mit Holzdübeln versehen und wird nur ineinandergesteckt. Die Längsträger sind mit entsprechenden Füßen versehen und stehen im Fußraum der Rückbank einfach auf dem Boden auf. Diese drei Balken sind vorne mit einem Querbalken verbunden, damit es eine gewisse Stabilität gibt. Die zwei Schrauben sind übrigens die einzigen, welche für einen Ausbau der Konstruktion aufgeschraubt werden müssen. Der Rest ist alles via Holzdübel gesteckt. Auf diesen drei Balken werden die Grundplatten für das Bett aufgelegt.

Im Bereich der ehemaligen Rückbank ist ebenfalls eine Grundplatte, damit unsere Kisten auch dort schön bewegt werden können und auf einer gerade Fläche stehen. In Summe haben wir 8 Euroboxen dabei und kommen an jede Box problemlos und schnell ran.

Das Bett im Mini-Camper

Auf dem Grundgerüst liegen zwei Bretter mit Scharnieren. Diese Scharniere ermöglichen die Grundplatte des Bettes genau an dieser Stelle anzuheben wo wir es gerade benötigen, um an alles gut ran zu kommen oder eine entsprechende Länge des Bettes zu bekommen.
Die Vorteile durch die Scharniere bestehen im Folgenden aus den Punkten:

  1. Durch die Scharniere ist es möglich, dass wir eine Bettlänge von 1,90 m hinbekommen. Während der Fahrt werden 30 cm Bett eingeklappt und wir haben vorne normal Platz zum Sitzen (die Sitze können ganz nach hinten gefahren werden). Im Schlafmodus werden die Sitze ganz nach vorne geschoben und die Rückenlehne gerade gestellt. Dadurch bekommen wir genug Platz für ein 1,90 m Bett.
  2. Im Kofferraum haben wir eine Klappe, über welche wir bequem an „unsere Küche“ kommen. Somit müssen wir zum Kochen nicht die Euroboxen mit den Kochutensilien aus dem Auto nehmen. Gerade die Kiste mit alltäglichem wie Gewürze und frischen Lebensmitteln ist sozusagen im Dauerzugriff.
  3. Zwischen dem hinteren und vorderen Teil der Konstruktion mit den Euroboxen gibt es noch einen Stauraum, in welchen keine Kiste passt. Dies ist sozusagen unser „Keller„, an welchen wir durch eine Klappe von oben rankommen. Wir müssen dafür zwar einiges vom Bett wegräumen, aber in den Keller muss man ja auch nicht täglich oder?

Cleverer Ausbau

So können wir durch das Umklappen des jeweiligen richtigen Teilstücks an alles ran, wenn es notwendig ist. Einige Teile werden täglich umgeklappt, andere eher seltener („Keller“).

Auf der Grundplatte mit den Scharnieren liegt unsere selbst zugeschnittene Matratze*. Somit können wir immer genau den Teil der Matratze hochheben bzw. weg legen, wo wir die Grundplatte umklappen wollen.

Zum Schlafen nutzen wir normale Decken und Kissen. Die Schlafsäcke* haben wir zwar dabei – aber selten im Auto genutzt. Diese sind entweder fürs Trekking oder für ganz kalte Nächte (ab -5 Grad). In normalem Bettzeug schläft es sich doch etwas angenehmer 🙂 .

Vorhänge für den Mini-Camper

Damit uns niemand beim Schlafen zuschaut, haben wir passende Sonnenblenden für die hinteren Fenster gekauft, welche im Grunde schon eine Art Vorhang sind. Diese sind zwar nicht günstig aber haben dafür mehrere Vorteile gegenüber einer Folie, die auf die Fenster geklebt wird.

Diese Sonnenblenden* bestehen aus einem Metallrahmen passend zu dem jeweiligen Fenster. Dieser Rahmen ist mit einem Netzstoff bespannt. Dadurch wird es nicht nur dunkel im Auto, sondern du hast gleichzeitig ein Fliegengitter (etwas gröber und für kleine Moskitos nicht geeignet aber besser als nichts). Zusätzlich kann niemand ins Auto schauen, auch wenn die Fenster geöffnet sind.

Die Rahmen haben wir zusätzlich mit dunklem Stoff bespannt und diesen mit ein paar Nadelstichen fixiert. Dadurch ist es nicht nur dunkler im Auto, sondern komplett dunkel. Einem Mittagsschlaf am hellen Tag steht somit auch nichts im Weg :-). Dieser Stoff hat allerdings auch eine Art Rollladen und wir können ein Teil davon hoch rollen und nach draußen schauen :-).

Zur Windschutzscheibe hin haben wir zwischen Vordersitzen und Bett einen Vorhang an einer Vorhangschiene befestigt. Diesen können wir auf- und zuziehen wie es uns passt. Befestigt ist die Vorhangschiene an den Haltegriffen über den Sitzen. Diese sind komplett abgeschraubt und mit den original Schrauben haben wir eine Holzkonstruktion statt den Haltegriffen montiert. Darauf liegt die Vorhangschiene in passenden Aussparungen. So sieht der Fahrerraum „ganz normal“ aus (wenn nicht zu viel auf den Sitzen liegt) und keiner sieht, dass hinten jemand schläft :-).

Küche

Eine richtige Küche haben wir im Camper nicht. Wir haben einen Campingkocher* den wir überall aufstellen können, unsere Wassersäcke*, unsere Euroboxen* mit allen nötigen Küchenutensilien, Lebensmitteln und Gewürzen. Dadurch sind wir super flexibel. Mal kochen wir direkt im Kofferraum, mal an einem Picknickplatz oder wir können die Kisten mit in eine Unterkunft nehmen und haben alles vor Ort was wir brauchen, egal wie die Küche dort ausgestattet ist. Genau diese Flexibilität haben wir zu schätzen gelernt. Teilweise kochen wir sogar auf der Mittelkonsole in unserem Astrarix (bei Regen oder Wind).

Einen Kühlschrank bzw. eine Kühlbox haben wir nicht im Mini-Camper. Dieser benötigt nicht nur jede Menge Strom, sondern nimmt auch relativ viel Platz weg. Wir haben schnell herausgefunden, dass es viele Gerichte gibt, die keine Produkte aus dem Kühlregal benötigen. Kreativität ist hierbei der beste Koch.

– Nudeln mit Pesto aus dem Glas
– Kartoffelbrei mit Gemüse oder Bohnen
– Reis mit allerlei Gemüse
– Rohkost Gemüse
– Wraps mit allerlei Füllungen
– Gemüsepfannen mit saisonalen Produkten

Der nächste Supermarkt ist meist ja auch nicht allzu weit entfernt, falls es doch einmal etwas aus dem Kühlregal benötigt.

Bad

Ein Bad gibt es in unserem Camper auch nicht. Meistens ist das gar nicht notwendig, solange man nicht wochenlang an einer Stelle steht. Unterwegs findet sich immer eine Toilette und die Möglichkeit, sich frisch zu machen. Wichtig dabei sind nur ein paar wenige Dinge.

Achte darauf, dass deine Kosmetikprodukte biologisch abbaubar sind.
Wenn ihr euer Geschäft in der Natur verrichtet, solltet ihr dies vergraben und nicht einfach überall hin sch… . Oft finden sich aber genug andere Möglichkeiten bevor ihr buddeln müsst.

Eine mobile Dusche hatten wir auf unserer Tour durch Ost- und Nordeuropa dabei und haben sie dann doch nicht benötigt. So oft duschen ist sowieso nicht gut für die Haut. In Zeiten einer Pandemie hat wenig duschen auch noch einen praktischen Nebeneffekt. Es hält automatisch jeder Abstand 🙂 .

Einen extra Spiegel haben wir ebenfalls nicht. Im Auto gibt es von Gesetz wegen schon mindestens zwei, meistens sind es aber wesentlich mehr und das sollte ja reichen.

Stauraum

Unser Hauptstauraum sind unsere 8 Euro-Boxen*. Jeder von uns hat zwei für Kleidung. Im Rest sind Lebensmittel und Küchenutensilien und was sonst noch so rumfährt. Zusätzlich nutzen wir jeden Millimeter im Auto, um unsere restlichen Sachen zu verstecken. Dazu gehören Gaskartuschen, unsere sonstige Ausrüstung, die wir fürs Trekking etc. dabeihaben, Schuhe und irgendwie noch ganz viel andere Dinge, die man braucht oder eben auch nicht.

Alles was nicht unter die Sitze, in Seitenfächer und andere Fächer gepasst hat (ein Auto hat davon mehr als man manchmal denkt), kommt in unsere großen Expeditionstaschen*. Diese stehen entweder auf dem Bett (während der Fahrt) oder liegen auf den Sitzen, während wir schlafen. Die Taschen sind gerade bei kurzen Trips aber auch oft daheim geblieben.

Nach unserer dreimonatigen Tour durch Ost- und Nordeuropa haben wir zusätzlich noch eine Dachbox montiert (entgegen unseres Vorsatzes beim „Bau“ des Campers). Im Winter für die Snowboards, Schneeschuhe, etc. ist das sowieso notwendig.

Ein zusätzliches Zimmer, wenn wir es brauchen

Zusätzlich haben wir ein kleines Zelt für dem Kofferraum im Gepäck. Dieses wird einfach über die Heckklappe unseres Astrarix gelegt und wenn wir den Kofferraum öffnen, spannt sich auf magische Weise ein Zelt auf. Der große Vorteil: man benötigt kein sperriges Zeltgestänge. Der Nachteil ist vielleicht, dass der Kofferraum immer offen ist, wenn das Zelt aufgebaut ist. Dies empfanden wir persönlich aber nicht so. Wir können das Kofferraumzelt* uneingeschränkt empfehlen (sofern es auf dein Auto passt).

Wir hatten es bisher nicht sehr oft aufgebaut. Die wenigen male wo wir es aber genutzt haben, war es absolut Gold wert. Gerade bei unserer stürmischen Nacht an der Ostsee in Lettland hat es uns einen warmen Unterschlupf zum Spielen, Kochen und Essen gewährt, ohne vom Winde verweht zu werden. Auf dem Campingplatz in Tschechien haben wir sogar mit offener Heckklappe geschlafen, um etwas Frischluft an den heißen Tagen zu haben.

Alle aufgeführten, für den Ausbau verwendeten Materialien, findest du auch auf unserer Packliste für den Camper. So steht deinem eigenen Ausbau nichts mehr im Wege.

Kann man in einem Mini-Camper leben?

Kurz gesagt, definitiv JA. Für ein paar Tage Urlaub auf jeden Fall. Unsere erste und bisher längste Tour mit dem Mini-Camper ging volle 81 Tage. Wir haben zwar nicht alle 81 Tage im Auto geschlafen (es waren zum Schluss 68 Tage im Auto), aber wir haben uns jedes Mal wieder gefreut, in unserem eigenen Bett zu liegen. Zuhause ist kein Ort, sondern ein Gefühl, heißt es ja so oft.

Im Nachhinein sind wir froh, dass wir den Plan B umgesetzt haben und auch gezwungen waren so zu improvisieren. Wir werden ein Leben lang an diese wundervolle Zeit zurückdenken können, haben ein Auto voller Geschichten und ab und zu sehnen wir uns in unser Auto zurück, wenn wir in einem Airbnb abends im Bett liegen und über das bereits erlebte unserer Weltreise sprechen.

Unser Mini-Camper Astrarix ist ein richtiges Zuhause und sogar adlig. Mit vollem Namen heißt er nämlich Astrarix von Opelix!

Unser ganz persönliches Fazit Mini-Camper

Wir sind froh um die Momente, die wir mit unserem Astrarix erleben durften. Auf unserer Weltreise wollten wir uns wieder auf die wesentlichen Dinge des Lebens konzentrieren und herausfinden, wie wenig man zum Leben braucht. Durch den Mini-Camper mussten/konnten wir das von heute auf morgen und haben festgestellt, der Mensch ist sehr schnell anpassungsfähig. Wir haben unseren Astrarix ins Herz geschlossen und nennen ihn liebevoll Zuhause. Vielleicht auch, weil er der einzige Rückzugsort mit Bett ist, der wirklich noch uns alleine gehört.

Das wenige Platzangebot und das Umbauen von Tag- auf Nachtmodus ist nicht immer einfach und zehrt manchmal auch an den Nerven. Gerade in Norwegen, als wir ein paar Tage Regen am Stück hatten, hätten wir uns manchmal ein Fahrzeug gewünscht, in dem wir hinten drinsitzen können und nicht für den Umbau auf Schlafmodus in den Regen müssen. Mit unserem Van Vivaldi, haben wir uns inzwischen diesen Wunsch erfüllt.

Den großen Vorteil, welchen unser Mini-Camper Astrarix mit sich brachte, war die Unauffälligkeit. Wer vermutet in solch einem Auto einen Camper? Wir konnten wirklich überall parken, ohne Angst zu haben, aufzufallen bzw. überfallen zu werden. In Helsinki haben wir sogar mitten in der Stadt geschlafen und haben das Allemannsrecht sehr großzügig zu unseren Gunsten ausgelegt 🙂 . Parkhäuser in den Städten waren überhaupt kein Problem. Mit einem größeren Fahrzeug wäre das nicht immer so einfach gewesen.

Hier noch ein paar Eindrücke von unserem Mini-Camper