Zuletzt aktualisiert am 4. Februar 2023 von patrablo

Melanie zeigt wie Schwerelosigkeit beim Tauchen aussieht. Sie schwebt in einer entspannten Pose im Wasser.

Wir sitzen gerade am Strand, lauschen den sanften Wellen und unsere Gedanken schweifen zurück auf die letzten Monate auf Fuerteventura und auf unsere Zeit im Divemaster Praktikum. So oder so in etwa wollten wir diesen Bericht beginnen. Ursprünglich sollte er auch noch in unserer Zeit auf der Insel veröffentlicht werden. Das hat dann leider nicht mehr ganz so geklappt. 

Wie dem auch sei. Wir sitzen jetzt daheim und schreiben diesen Bericht zu Ende. Teile davon hatten wir ja bereits auf Fuerteventura geschrieben.

Anfang Juni kamen wir zurück auf unsere lieb gewonnene Insel, um ein Divemaster Praktikum bei Deep Blue Diving Fuerteventura zu absolvieren. Wie es dazu kam, was wir den ganzen Tag so getan haben und was uns dazu bewegt hat, erzählen wir dir in diesem Bericht.

Punkt der Weltreise-Liste wird ein neues Hobby

Als wir im November 2020 einen Punkt unserer Bucket List der Weltreise in Angriff nahmen – unseren Open Water Tauchschein – wussten wir noch nicht wohin das führen würde. Eines war uns aber schon damals klar. Uns macht das Tauchen super viel Spaß und es könnte sich zu einem neuen Hobby von uns entwickeln.

Dass es zu einer regelrechten „Sucht“ wird, in eine andere Welt sowie die Schwerelosigkeit abzutauchen, haben wir damals allerdings noch nicht geahnt. Aus vier Tauchgängen für den Tauchschein wurden auf einmal zehn und ein weiterer Kurs. Aus zehn Tauchgängen wurden auf einmal 20 und der Wunsch immer besser zu werden. Mit einem begrenzten Budget für die Weltreise ließ sich das allerdings nur schwer vereinen. Tauchen ist nun mal kein günstiges Hobby.

So kam das erste Mal die Idee auf, in einer Tauchbasis zu arbeiten.

Zurück nach Deutschland

Ende Februar 2021 haben wir Fuerteventura mit 35 Tauchgängen, einer enormen Entwicklung unserer Tauchfähigkeiten und dem Plan wieder zu kommen, verlassen. Direkt mit dem Divemaster Praktikum konnten wir damals nicht beginnen, da ein großer Teil der Ausbildung noch nicht erfüllt werden konnte.

Das „guiden“, also Führen von Gästen, an den Tauchplätzen der Tauchschule ist nur möglich, wenn auch Gäste vor Ort sind. Diese blieben wegen der „Reisebeschränkungen“, fehlenden Impfungen etc. immer noch aus. Wir hatten einen Plan im Hinterkopf, ohne zu wissen, ob es je dazu kommen wird. Das Pläne schmieden haben wir auf unserer Weltreise allerdings sowieso schon über Bord geworfen. Es kommt sowieso immer alles anders als man denkt und so blieb es letztendlich nur eine Option.

Die Gästezahlen steigen und wir machen uns auf den Weg

Mitte Mai kam die ersehnte Zusage. Wir können ein mehrmonatiges Praktikum zum Divemaster absolvieren. Der Atlantik wird sozusagen unser neuer Arbeitsplatz und allein der Gedanke daran ließ uns damals Luftsprünge vollführen. Divemaster Praktikum wir kommen!

Wir klärten noch die letzten Dinge, besorgten alles was wir für unsere Zeit auf der Insel benötigten und fuhren Ende Mai los Richtung Spanien. Wie unsere Fahrt auf die Kanaren verlief, welches Tier unseren Weg kreuzte und was wir auf dieser Reise von 2.500 km sowie einigen Seemeilen alles erlebt haben, kannst du in unserem ReiseberichtMit dem Mini-Camper auf die Kanaren – nachlesen.

Divemaster Praktikum – es geht los!

An einem Donnerstag morgen kamen wir mit der Nachtfähre auf der Insel an, bezogen unser Mitarbeiterquartier und versuchten etwas Schlaf nachzuholen. Gegen Mittag ging es zur Tauchbasis, um alle zu begrüßen und zu klären, wann wir offiziell anfangen. Naja, was sollen wir sagen. Freitagmorgen 8:00 Uhr ging es direkt los. Wir machen ein Praktikum zum Divemaster – und es fühlte sich damals noch ziemlich unwirklich an.

Der erste Tag bestand aus vielen neuen Eindrücken und vor allem aus lauter Dingen, die es schnell zu lernen galt. Als Divemaster führt man die Taucher nicht nur im Wasser, nein auch alle Arbeiten rund um die Gäste in der Tauchbasis fallen in das Aufgabengebiet. Von vorbereiten des Equipments für die Taucher, bis zum Geschirrspülen der benutzten Gläser der Bar ist alles dabei. Das manche Aufgaben immer den Praktikanten zufallen, ist auch klar 🙂 . Wir absolvieren schließlich ein berufsbegleitendes Praktikum und machen keinen reinen Divemaster Kurs, der in wenigen Wochen absolviert werden könnte. Praxisbezogen ist in unseren Augen immer noch besser, wenn auch viel anstrengender. Wir werden Divemaster mit Erfahrung in der Arbeit auf einer Tauchbasis. Was das bedeutet werden wir (leider) noch früh genug erfahren.

Unser Alltag

Hier wollen wir dir einen groben Tagesablauf vorstellen. Du bekommst dadurch ein Gefühl dafür, was unsere Aufgaben sind, und dass wir nicht einfach nur fröhlich durchs Wasser tümpeln und alles ganz easy ist. Die Uhrzeit ist dabei auch nur so grob festgelegt. Wenn etwas mal länger dauert oder noch etwas unvorhergesehenes passiert, wird es auch mal ein paar Minuten später oder sogar früher 🙂 .

Aufstehen und fertig machen

06:50 Uhr: Der Wecker klingelt und wir versuchen langsam in den Tag zu starten

07:15 Uhr: Wir frühstücken, um gut gestärkt in den Tag zu starten. Zeit für Mittagessen finden wir nicht oft und somit ist das Frühstück wichtig!

07:35 Uhr: Wir packen unseren Rucksack*, ziehen die Arbeitskleidung an (Badekleidung*, Shorts, T-Shirt und Flip-Flops*)

07:50 Uhr: Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zur Tauchbasis und genießen den ersten Blick auf den Atlantik. Dabei checken wir wie hoch die Wellen sind und machen uns schon die ersten Gedanken, welche Tauchplätze angefahren werden können

Bevor die Taucher kommen

08:05 Uhr: Arbeitsbeginn ist um 08:00 Uhr aber wir sind in Spanien, also passt das schon 🙂 . Wir treffen in der Tauchbasis ein und jeder schnappt sich eine der vielen Aufgaben.

  • Equipment für die Gäste vorbereiten (Flaschen auf den zugewiesenen Platz stellen und falls notwendig Leihequipment dazu legen)
  • Geschirr vom Vortag spülen und Kaffeemaschine putzen bzw. auffüllen
  • Boote vorbereiten (Tanken, Motor einmal starten/testen, Erste-Hilfe Set an Bord bringen)
  • Eigenes Equipment aufbauen und herrichten (Atemregler* mit Flasche und Tarierweste, Maske*, Tauchcomputer*…)
  • – Liste der zugewiesenen Taucher prüfen und einen Tauchplatz aussuchen (am besten einen für die Gäste neuen Tauchplatz)
  • – Das Material vom Vortag zum Trocknen in die Sonne bringen bzw. bereits trockenes Material Aufräumen
  • – Wasserbehälter zum spülen des Equipments reinigen und mit neuem Wasser füllen

Du siehst, Aufgaben gibt es genug! In der Regel waren wir 3-4 Leute (ohne Büro und Kapitäne/Chefs), die sich diese Aufgaben teilten. Je nachdem wer frei hatte, war man aber auch mal zu zweit und hatte entsprechend einiges um die Ohren.

08:45 Uhr: Die Gäste kommen gleich und wir schlüpfen noch schnell in unseren vom Vortag noch nassen Anzug – bäh nass und kalt 🙂

Die Gäste sind da

09:00 Uhr: Die Taucher treffen ein und wir zeigen ihnen ihren Platz, erledigen mit neuen Tauchern den notwendigen Papierkram und versuchen dabei mehr über ihre Tauchfertigkeiten zu erfahren. 

Parallel geben wir das notwendige Leihequipment aus (wenn benötigt). Von Anzug über Schuhe und Flossen bis hin zu Bleigurt und Maske war alles dabei. Einige Taucher haben das eigene Equipment dabei, manche nur Füßlinge und Flossen oder jemand auch nur den Atemregler. Wir versuchen den Überblick zu behalten und versorgen jeden Taucher mit dem notwendigen Equipment.

Wenn wir die Taucher schon von den Tagen davor kennen, versuchen wir uns zu merken, welche Größen die Ausrüstung hatte, damit es so gut passt wie beim letzten Tauchgang. Falls es neue Taucher sind, schätzen wir die entsprechenden Größen für Tarierjacket und Anzug ab. Nach einer gewissen Zeit bekommt man dafür einen Blick und liegt bei 90% auch richtig 🙂 .

Vor dem Tauchgang

09:20 Uhr: Ein letzter, unauffällig prüfender Blick über das Equipment der Gäste, ob alles richtig zusammen gebaut (jeder Taucher macht das selbst) und alles Equipment vorhanden ist. Während dieses Rundgangs bitten wir die Taucher bereits an die Tauchkarte zu kommen, damit das Briefing beginnen kann.

Das kurze aber wichtige Briefing wird an der Tauchkarte durchgeführt. Die Buddy-Teams, die Prozedur zum Ein- und Ausstieg vom Boot am Tauchplatz, Tauchplan mit Maximaltiefe, Highlights eines Tauchplatzes, Tauchzeit und Umkehrdruck bzw. Auftauchdruck sowie einige andere Dinge werden noch einmal besprochen. Wir erklären die wichtigsten Handsignale fürs Tauchen und zusätzlich die Zeichen für die Meerestiere. Wenn es keine weiteren Fragen gibt, kann es losgehen!

09:30 Uhr: Die Buddy-Teams machen einen Buddy-Check und gehen aufs Boot. Wir Guides machen die Leine los und springen als letzter an Bord. Mit unseren Schlauchbooten flitzen wir zu einem der vielen Tauchplätzen, die zwischen 3-15 Minuten entfernt liegen. Bei der Bootsfahrt schauen wir schon einmal wie die Bedingungen im Atlantik sein könnten und wie die Gäste auf uns wirken. Hat vielleicht schon jetzt jemand Probleme wegen Seekrankheit oder ist ein Gast sehr nervös etc..

Der Tauchgang

09:45 Uhr: Der Kapitän gibt uns als Guides als erstes das OK, ins Wasser zu gehen. Wir nehmen den Atemregler in den Mund und machen eine Rückwärtsrolle vom Boot. Eintauchen in die Unterwasserwelt! Jedes Mal ein tolles Gefühl, auch wenn es meist erst einmal ein Kälteschock ist. Bereits jetzt checken wir die Bedingungen am Tauchplatz aus. Schließlich bekommen wir Strömung und Sicht erst live vor Ort mit.

Die Gäste kommen nach und nach ins Wasser und schwimmen zum Ankerseil. Wir warten auf ca. 5 Metern Tiefe und fragen jeden Taucher der vorbeikommt, ob alles OK ist. Falls ja, schicken wir ihn bis an den Grund wo die Ankerleine befestigt ist. Falls ein Taucher Probleme hat, versuchen wir dies so schnell wie möglich zu erkennen bzw. beheben und stehen ihm zur Seite, damit er keine Panik bekommt.

09:50 Uhr: Nachdem alle Taucher erfolgreich abgetaucht sind, folgen wir als Guide und lassen unseren Blick durch die Gruppe schweifen. Jetzt fragen wir noch einmal jeden Taucher, ob alles OK ist. Danach geht es in die entsprechende Richtung wie im Briefing festgelegt. Es kann aber auch sein, dass wir in die vollkommen entgegen gesetzte Richtung Tauchen, da wir schon beim Abtauchen gemerkt haben, dass die Strömung heute den geplanten Tauchgang nicht zulässt.

50 Minuten volle Konzentration

Jeder der denkt „ab jetzt kommt der entspannte Teil der Arbeit“ liegt nur teilweise richtig. Wir müssen stets alles im Blick haben und unsere Taucher beobachten. In regelmäßigen Abständen fragen wir die Taucher, ob noch alles passt und sie sich wohl fühlen. Probleme sollte man als Divemaster oft vor den Tauchern erkennen und direkt beheben. Aus diesem Grund haben wir immer einen Blick auf die Gruppe und wissen zu jeder Zeit was los ist. Nebenbei halten wir nach Meeresbewohnern Ausschau und zeigen diese unseren Tauchern. Nach ein paar Wochen bekommt man einen ganz guten Blick für die kleinen Details und manch ein Meeresbewohner ist ziemlich standorttreu und somit oft in derselben Gegend zu finden.

Auftauchen

10:40 Uhr: Als Guide tauchen wir als letzte auf, um sicher zu gehen, dass auch kein Taucher unten bleibt oder vergessen wird. Hinter uns liegen jetzt 50-55 Minuten volle Konzentration und Arbeit, um unseren Gästen das Bestmöglichste Erlebnis zu bieten. Schließlich tauchen wir nicht zu unserem eigenen Vergnügen, sondern um den Gästen das Bestmöglichste Erlebnis zu bieten.

Besonders bei einer Gruppe mit unterschiedlichen Erfahrungsstufen kann es sehr anstrengend werden. Im aktuellen Jahr gelang es nämlich nicht immer, die Taucher je nach Erfahrungsstand auf unterschiedliche Boote zuzuteilen. Wenn es nur ein Boot gibt, kann vom Anfänger, der nach 30 Minuten die Flasche leer hat, bis zum Tauchlehrer, der gerne lange und tief taucht, alles dabei sein. Dies unter einen Hut zu bringen und jedem ein unvergessliches Taucherlebnis zu bieten, ist Teil des Jobs. Da Taucher aber sehr genügsame Menschen sind und jeder einmal angefangen hat, ist das meist eine lösbare Aufgabe.

10:50 Uhr: Alle Taucher sind wohl behalten und glücklich auf dem Boot und wir warten auf das Signal vom Kapitän, um die Leine los zu machen. Je nach Tauchplatz geht es dann meist gegen die Wellen zurück zur Tauchbasis. Manchmal etwas langsamer oder auch mit Vollgas, weil es an diesem Tag kaum Wellen gibt.

Zurück an der Basis

Nachdem in der Tauchbasis gemeinsam das Boot entladen wurde, zeigen wir den Tauchern wo sie ihr Equipment waschen können und reden nebenbei über den absolvierten Tauchgang. Ab und zu wird das Fischlexikon zu Hand genommen und erklärt, welche Tiere gesichtet wurden. Oft sitzt man dann gemeinsam in der Sonne, um das Logbuch zu schreiben und sich ein wenig aufzuwärmen

Nebenbei fängt wie von alleine der gleiche Ablauf wie am Morgen an. Um 12:00 Uhr kommen schon wieder neue Taucher bzw. ein paar der Taucher vom 9:00 Uhr Boot gehen auch am Mittag mit. Hier muss nur ein neuer Tank vorbereitet werden bzw. gebracht werden.

Am Ende des Tages

Wenn alle Tauchgänge des Tages beendet sind, gibt es noch ein paar Arbeiten zum Abschluss des Tages. Spätestens jetzt wird das Equipment weggeräumt und wenn notwendig gespült. Das Aufräumen des Equipments läuft allerdings bereits, während die Gäste noch da sind als Nebenjob, damit die Basis nicht aussieht wie ein Schlachtfeld. Auch das Füllen der Flaschen mit dem Kompressor ist ein laufender Prozess und sobald ein Wagen mit 8 leeren Flaschen voll ist, werden diese an den Kompressor angeschlossen und gefüllt.

Eine weitere wichtige Aufgabe am Ende des Tages ist das Reinigen der Boote. Mit Frischwasser muss das Salz abgespritzt und die Wasserkühlkreisläufe des Motors durchgespült werden.

Als letztes ist das eigene Equipment dran! Es wird mit Süßwasser gereinigt, bevor es in den Spind geräumt wird.

So sah der Tagesablauf auf unserer Tauchbasis aus. Drum herum gab es natürlich auch noch einiges zu tun. Wenn man es aber auf das wesentliche herunter bricht, hat man anhand des Tauchgangs am Morgen sowie der Arbeiten am Ende des Tages den Tagesablauf schön zusammengefasst. Wie oft dazwischen Tauchgänge durchgeführt werden ist unerheblich. Der Ablauf ist immer gleich.

Austausch mit den Gästen

Ein ganz großer Teil unserer Arbeit waren die Gespräche mit den Tauchern. Das austauschen über erlebtes und auch über private Dinge. Genau dieser Teil war der spannendste. Die Geschichten der Menschen zu hören, was sie in ihrem Alltag machen, wo sie schon überall getaucht sind oder auch warum sie tauchen gelernt haben. 

Ganz nach dem bekannten Sprichwort von Henry René Albert Guy Maupassant 

„Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“

Da wir von Grund auf kommunikative Menschen sind, ein sehr guter Job für uns beide. Noch dazu haben wir ein paar tolle Geschichten parat, so zum Beispiel wie wir zum Tauchen gekommen sind 😉 , und dass wir eigentlich immer noch im ersten Jahr unserer Tauchkarriere sind. Gesprächsstoff geht also nicht aus!

Orientierungstauchgänge und Schnuppertauchen

Eine weitere Aufgabe war das Durchführen von Orientierungstauchgängen (manchmal auch Check-Dive genannt). Dieses Angebot richtete sich speziell an Taucher, die schon länger nicht mehr Tauchen waren. Unsere Faustregel in der Basis war: „Wer länger als ein Jahr nicht mehr tauchen war, sollte einen Orientierungstauchgang durchführen!“ Kleine Gruppen, keine unnötige Aufregung durch lange Bootsfahrt oder unbekannte Bedingungen, sind hier das wichtigste. 

Gestartet wurde direkt an der Basis zum Hausriff mit moderater Tiefe. Gerade beim Orientierungstauchgang ging die Betreuung über das normale Maß hinaus. Unterstützung beim Zusammenbauen der Ausrüstung, eine stärkere Beobachtung der Taucher in den ersten Minuten unter Wasser, um Probleme zu erkennen und Hilfestellung geben zu können, waren hier besonders oft notwendig. Auch ein entsprechend ausführliches Feedback nach dem Tauchgang half weiter.

Zusätzlich durften wir als Divemaster Praktikanten die Tauchlehrer bei Schnuppertauchgängen unterstützen. Sei es beim Material vorbereiten und zusammenbauen, als Dolmetscher bei der Sprachbarriere Englisch oder letztendlich im Wasser, um bei Problemen helfen zu können. Als Divemaster darf man zwar keine Schnuppertauchgänge durchführen, aber als helfende Hand zur Seite stehen.

Weitere Tätigkeiten an der Tauchbasis

Neben all diesen Tätigkeiten rund um die Taucher, gab es für uns manchmal noch andere Aufgaben. Es gab Taucher, die auf unsere Fahrdienste angewiesen waren, es musste regelmäßig Sprit für die Boote gekauft werden und ein paar wenige Male wurde der Bootssteg oder der Bootsmotor mit dem Hochdruckreiniger gereinigt. Dinge, die eben auf einer Tauchbasis anfallen.

So waren wir Tag ein, Tag aus mit Tauchen und sonstigem beschäftigt und die Zeit verging wie im Flug. Es gab immer etwas zu tun, an manchen Tagen mehr, an manchen weniger. Da es dieses Jahr nicht die normale Mitarbeiteranzahl als die Jahre zuvor gab, standen wir oft regelrecht unter Strom und rannten von der einen Sache zur nächsten.

Wir arbeiteten 6 Tage die Woche und alle die diese Branche etwas kennen, können sich vorstellen, dass diese 6 Tage nicht immer eingehalten werden konnten. Einmal in der Woche frei haben kann dann eben auch bedeuten, dass man in der einen Woche einer der ersten Tage frei hat, und in der darauffolgenden Woche gegen Ende. Unser Rekord lag bei 12 Tagen durcharbeiten!

Nachttauchgänge oder einfach mal ein Spaßtauchgang

Wenn genug Taucher zusammenkamen, gab es ab und zu einen Nachttauchgang. Im Sommer trafen wir uns mit den Tauchern um 21:30 Uhr, gegen Ende des Praktikums schon um 18:30 Uhr. Der Ablauf lief ähnlich wie bei den anderen Tauchgängen ab, nur ohne einen Kapitän und Boot, da der Tauchgang direkt von der Basis gestartet wurde. 

Ein Tauchgang bei Nacht ist noch einmal ein ganz anderes Erlebnis und sollte von jedem Taucher einmal ausprobiert werden. Es gibt viele nachtaktive Tiere, die man tagsüber nur mit Glück sieht. Auch die Sinne sind noch einmal ganz anders geschärft und die Orientierung ist durch das begrenzte Sichtfeld etwas schwieriger. Es kam nur ein einziges Mal vor, dass sich während unserem Divemaster Praktikum einer von uns beiden verirrt hat. Das war bei einem Nachttauchgang von Julian, bei welchem er auftauchen musste, um zu sehen wo er ist. Es kamen aber alle wieder gut zurück und es ist nichts passiert 🙂 .

Ab und zu sind wir auch alleine für einen Spaßtauchgang ins Wasser gesprungen. Auch wenn einem oft am Ende des Tages kalt ist oder der Druckausgleich in den Ohren nicht mehr so gut funktioniert. Wir konnten während der Arbeitszeit selten zusammen tauchen, weshalb wir diese gemeinsamen Tauchgänge dann sehr genossen. So hieß es für uns ein paarmal auch einfach abends nach Feierabend eine Flasche in unseren Mini-Camper Astrarix laden und von Land aus in den Atlantik zu springen oder direkt am Hausriff der Tauchbasis eine entspannte Runde abtauchen.

Ausbildung im Divemaster Praktikum

Neben all der Arbeit durfte natürlich auch nicht die Ausbildung zum Diveguide bzw. Divemaster zu kurz kommen. Ein wenig Theorie über das Diveguide sein, Rescue Diver, ein Fitnesstest, ein spezielles Briefing sowie die Erste-Hilfe Ausbildung mit dem Zusatz Sauerstoff Verabreichung, standen auf dem Ausbildungsplan. 

Zusätzlich stand Tauchtheorie mit Gasgesetzen, Geschichte des Tauchens und Materialkunde auf dem Plan. Manche der Themen waren direkt am Anfang unserer Ausbildung, manches haben wir erst nach Wochen absolviert. Einfach so wie es zeitlich passte und vom Ausbildungsstand notwendig war.

Langweilig wird es einem außerhalb der Tauchschule auch nicht. Schließlich fallen die alltäglichen Dinge wie Haus putzen, Wäsche waschen und einkaufen ebenfalls an. Bei nur einem freien Tag die Woche bleibt fast nur dieser dafür übrig. An den Abenden hieß es ab und zu Laufschuhe schnüren und joggen gehen. Als Divemaster will man schließlich fit bleiben.

Logbuch

Ein weiterer Punkt, den wir regelmäßig durchführten, war das Logbuch schreiben. Auch wenn es manchmal ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen kann, schreiben wir immer noch detailliert Logbuch über jeden einzelnen Tauchgang. Besonders am Anfang haben wir uns viele Dinge aufgeschrieben, die wir gelernt haben und in Zukunft besser machen wollten.

Während unseres Divemaster Praktikum haben wir in Summe 265 Tauchgänge absolviert. Bei Minimum 200 davon waren wir verantwortlich für Gäste. Über jede Runde Zahl haben wir uns gefreut und für den 200. und 300. Tauchgang bekamen wir sogar eine Urkunde von den Kollegen. Der 300. Tauchgang war übrigens an unserem Abreisetag (alle, die denken am letzten Tag darf man wegen dem fliegen nicht mehr Tauchen haben recht – wir sind aber Fähre gefahren und nicht geflogen). 

In den letzten Wochen, als klar war, dass wir die 300 Tauchgänge vielleicht noch erreichen könnten, haben wir jeden Tauchgang mitgenommen den wir bekommen konnten. Und was sollen wir sagen. Es hat genau zu den 300 Tauchgängen gereicht! Ein tolles Ende unseres Divemaster Praktikum wie wir finden.

Neue Einblicke

Unsere Zeit auf der Tauchbasis hatte wie alles im Leben Höhen und Tiefen. Es ist wie in jedem anderen Job auch. Es gibt Tage, da geht man gern zur Arbeit und an manchen Tagen eben nicht. Der Job in der Tauchbasis ist anstrengend und hat nichts mit Urlaubsidylle zu tun, wie manch einer denkt. „Ihr seid auf einer Insel wo andere Urlaub machen und mit Arbeiten hat Tauchen ja nichts zu tun“ konnten wir zwischen den Zeilen oft heraushören. Diese Vorstellung ist von der Realität weit entfernt. Es ist nun mal ein richtiger Job und dazu noch ziemlich anstrengend.

Letztendlich kamen wir auf unserer Weltreise schneller wieder zu einer Arbeit als wir uns das 2019 wahrscheinlich vorgestellt haben. Diese Zeit war eine absolute Bereicherung für unser Leben. Besonders spannend für uns war es, einmal auf die andere Seite zu wechseln. 

Auf die Seite all der Menschen, die in Berufen ohne ein Wochenende oder Feiertag arbeiten. Eine Arbeit wo es egal ist, welcher Wochentag eigentlich ist, weil es sowieso kein Wochenende gibt. All das kannten wir aus unseren früheren Bürojobs nicht. Ja, uns war das Thema zwar bewusst, aber wenn man es einmal selbst mit gemacht hat, versteht man es besser und weiß es vielleicht auch mehr zu schätzen.

Würden wir noch einmal ein Divemaster Praktikum absolvieren?

Ja, auf jeden Fall. Eines müssen wir aber ganz klar sagen. Der Job im Tauchbusiness ist härter als wir gedacht haben. Uns war bereits bevor wir Richtung Fuerteventura aufgebrochen sind klar, dass dieses Praktikum nichts mit Urlaubsfeeling und entspanntem Tauchen zu tun hat.

Tauchen ist unglaublich anstrengend für den Körper. Tauchen und Joggen haben ca. den gleichen Kalorienverbrauch, auch wenn Tauchen sich viel entspannter anfühlt. Der Körper gewöhnt sich zwar an diese Anstrengung mit der Zeit, aber trotzdem ist man die ersten Wochen ziemlich schlapp. Egal wie kalt es einem ist oder wie schlapp man sich nach dem ersten Tauchgang fühlt. Als Divemaster hast du nicht die Möglichkeit einfach einmal eine Runde auszusetzen. Es ist dein Job und den musst du machen.

Ein weiterer Punkt ist die mentale Belastung und Verantwortung, die man trägt. Im Wasser ist man als Divemaster verantwortlich und trifft die Entscheidungen. Auch wenn alle Taucher für sich selbst verantwortlich sind und eine entsprechende Ausbildung haben, trägt man die Gesamtverantwortung. Gepaart mit der körperlichen Belastung und den vielen Tauchgängen, die man macht, hat es nicht viel mit Erholung und Abschalten zu tun, was viele beim Tauchen gerne tun.

Offen und ehrlich

Versteht uns Bitte nicht falsch. Wir wollen uns nicht beschweren oder Angst vor einem Divemaster Praktikum verbreiten

Unsere Reiseberichte sollen allerdings authentisch bleiben und darum müssen wir auch diesen Punkt des Berufs beleuchten. Es ist ein körperlich und mental anstrengender Job und das Tauchen wird zum Beruf. Man muss Tauchen gehen, ob man in dem Moment Lust hat oder nicht. Zusätzlich ist man für die Gäste verantwortlich und muss nach den Gästen schauen. Das eigene Tauchvergnügen rückt dabei komplett in den Hintergrund.

Zusätzlich darf man als Divemaster zwar einen schlechten Tag haben, merken sollte es allerdings keiner. Die Gäste sind zur Erholung im Urlaub und wollen von ihrem Alltag abschalten. Deswegen heißt es gute Laune verbreiten und unvergessliche Erlebnisse bieten.

Jeder, der also die Illusion hatte, jeden Tag tauchen gehen zu können und dabei zu entspannen, den müssen wir leider enttäuschen. 

Die guten Seiten

Bevor ihr denkt wir wollen nur meckern, sollen wir auch über die schönen Dinge des Berufes sprechen.

Das Feedback der Gäste ist einer der schönsten Punkte an diesem Job. Wenn ein Taucher glücklich auftaucht und total begeistert von dem Tauchgang ist, ein lächeln bis zu beiden Ohrenspitzen hat und sich für diesen tollen Tauchgang bedankt. Taucher die glücklich sind entschädigen für all die Anstrengung. 

Meeresbewohner jeden Tag!

Ein weiterer Grund ist die wunderschöne Unterwasserwelt. Was gibt es Schöneres als sagen zu können „mein Arbeitsplatz ist unter der Wasseroberfläche“? In unseren Augen ist die Natur immer ein schöner Arbeitsplatz und ihre Bewohner machen sie zu etwas ganz Besonderem. Wer hat die Möglichkeit mehrmals am Tag an seinem Arbeitsplatz einem Hai zu begegnen? Wir finden es gibt nichts Schöneres.

Der letzte Punkt ist die Erfahrung, die man durch die Arbeit bekommt. Wir haben bereits in unserem ersten Tauchjahr so einiges gesehen und unsere Tauchfertigkeiten auf eine professionelle Ebene gehoben. Tauchen heißt für uns inzwischen abschalten und genießen, da es fast in Fleisch und Blut übergegangen ist. Keine Gedanken mehr über hohen Luftverbrauch oder neutrale Tarierung verschwenden und einfach nur im hier und jetzt „schweben“. Ein unglaublich tolles Gefühl.

Wir würden uns jederzeit wieder für ein Divemaster Praktikum entscheiden und auch immer mal wieder als Divemaster arbeiten, wenn es sich ergibt. Schließlich waren wir bisher nur auf Fuerteventura tauchen und für uns gibt es noch so viele Tauchziele der Welt zu entdecken.

Zum Schluss

Seit Ende September dürfen wir uns SSI Dive Professional nennen, da wir unsere Divemaster Prüfungen erfolgreich abgelegt haben. Titel sind zwar oft Schall und Rauch und sagen nichts über die Tauchfertigkeiten aus, aber trotzdem sind wir ein wenig stolz auf uns.

Der Text ist nun doch ziemlich lang geworden. Wir hatten gar keinen Platz, für all die schönen Orte, die wir nebenher auf Fuerteventura noch entdecken durften. Dazu schreiben wir demnächst einen weiteren Blogeintrag. 

Wir sind froh die Entscheidung zum Praktikum getroffen zu haben, da wir in dieser Zeit so viele tolle Menschen kennen lernen durften. Wenn du zu einem dieser Menschen gehörst und wir noch keine Kontaktdaten von dir haben, schreib uns doch eine kurze E-Mail, wenn du möchtest. Dann können wir auch über die Zeit unseres Divemaster Praktikum in Kontakt bleiben.

Allen Tauchern wünschen wir allzeit gut Luft und allen anderen Lesern danken wir, dass ihr uns die Zeit geschenkt habt, diesen Text zu lesen.

Grüße

Melanie & Julian

Die im Artikel mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf einen Affiliate-Link klickst und über diesen einkaufst, bekommen wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Sollte es für ein Produkt mehrere Links geben, verweisen diese auf verschiedene Online-Shops, mit welchen wir kooperieren. Wähle in diesem Fall einfach den für dich passenden Online-Shop aus!

Für dich ändert sich nichts am Preis.

patrablo ist werbefrei und für dich komplett kostenlos. Durch die Einnahmen der Links wird das ganze erst möglich.
Wir freuen uns, wenn du uns dadurch ein wenig unterstützt. Es reicht, vor deinem nächsten Einkauf kurz einen Link des passenden Shops zu klicken.