Unser aktuellster Reisebericht überspringt nicht nur den Frühling, sondern auch den Sommer 2023. Hierüber hatten wir bereits in zwei anderen Berichten indirekt und auch direkt geschrieben („#72 8 sehenswerte Reiseziele in Schweden entdecken“ und „Leben und Arbeiten in den Bergen„) und deshalb wollen wir mit einer wunderbaren Reise mit dem Camper auf die Färöer Inseln weitermachen.
Relativ spontan entschieden wir uns Ende August 2023 mit dem Camper nach Island zu fahren. Hierfür gibt es nur eine Fährverbindung, welche einmal die Woche Dänemark und Island verbindet, und diese hat einen Zwischenstopp auf den Faröer Inseln. Bevor wir dir schon bald etwas mehr von Island erzählen, möchten wir dir hier jedoch gerne die Färöer Inseln etwas näher bringen. Mit dem Camper auf die Färöer Inseln zu fahren, ist eine super Idee und die Inseln haben uns schnell in ihren Bann gezogen.
Generell sollten wir dich jedoch vorwarnen, dass die Fährfahrten nach Färöer bzw. Island nicht besonders günstig sind und ein wenig Recherche und am besten frühzeitiges buchen wichtig sind. Wir waren wie bereits erwähnt ziemlich spontan, hatten jedoch trotzdem ziemlich Glück mit den Preisen, indem wir die verschiedenen Abfahrtszeiten gut miteinander verglichen haben (Nebensaison und Last-minute Rabatt waren zudem von Vorteil). Auf den Färöer waren wir von 11.09.2023 bis 18.09.2023.
Färöer Inseln
Die Färöer Inseln liegen oberhalb von Schottland zwischen Island und Norwegen im Nordatlantik und bestehen aus 18 vulkanischen Felseninseln. Die Inseln sind zum Großteil mit Brücken und Tunneln verbunden, manche von ihnen sind jedoch nur mit dem Schiff oder per Helikopter zu erreichen.
Für Naturliebhaber wird auf den Inseln einiges geboten mit Steilküsten, Bergen, Tälern und schier endlosen Graslandschaften. Tausende von Seevögeln können an den Küsten beobachtet werden, so auch im Frühjahr bis in den Sommer hinein Papageientaucher, auch Puffins genannt, welche du die restliche Zeit des Jahres kaum irgendwo zu Gesicht bekommst. Es leben deutlich mehr Schafe als Menschen auf den Inseln, weswegen die Färöer auch als „Schafsinseln“ bezeichnet werden. Das maritime Klima ist oft sehr wechselhaft, feucht und schwenkt gerne von strahlendem Sonnenschein zu plötzlichem Regen. Als wir dort waren wurden wir regelmäßig von bunten Regenbögen verzaubert und erfreuten uns an dem vielen grün im Herbst. Etliche kleine bis größere Wasserfälle zierten die Fjorde und Küsten.
Mit dem Camper auf den Färöer Inseln ankommen und durchstarten
Um mit dem Camper auf die Färöer Inseln zu gelangen, mussten wir zunächst die weite Strecke von Süddeutschland bis in den hohen Norden Dänemarks auf uns nehmen. Die Fähre der Fährgesellschaft Smyril Line fährt hier von Hirtshals je nach Jahreszeit einmal bis zweimal die Woche (ja nach Saison) auf die Färöer Inseln und von der Hauptstadt der Inseln Tórshavn weiter nach Island.





Wir hatten eine relativ ruhige Fährüberfahrt und wurden von den Färöer Inseln mit einem Sonnenaufgang über dem Meer begrüßt. In der Hauptstadt Tórshavn auf der Insel Streymoy rollten wir nach 40,5 Stunden auf der Fähre vom Schiff und fanden ziemlich schnell einen zentrumsnahen Parkplatz. Die Hauptstadt war von den ersten Sonnenstrahlen des Tages wunderschön erleuchtet. Mit diesen machten wir uns auf eine kleine Entdeckertour durch die engen Gassen der Landzunge Tinganes, dem alten Viertel der Stadt. Wir konnten mit kurzen Laufwegen super viel entdecken und haben uns sofort in diese schnuckelige Hauptstadt verliebt. Die geteerten teils rot angestrichenen Holzhäuschen mit üppigen Grasdächern, die historischen Lagerhäuser und auch die alte Hafenfestung Skansin wurden von uns begutachtet.





Insel Roadtrip beginnt
Nach unserer Stadttour wurde zunächst unser Van Vivaldi gefüttert (die Spritpreise sind im Vergleich zu Deutschland und Dänemark relativ günstig) und anschließend gab es noch einen ersten Lebensmitteleinkauf. Wir fuhren ein wenig aus der Stadt heraus und nahmen einen der ersten passenden Parkplätze an einem Fjord für eine Mittagspause. Städtetrips machen hungrig und wir freuten uns ziemlich auf etwas frisch und lecker Gekochtes. Das Essen auf der Fähre war da doch etwas einfach gehalten (Äpfel, Snacks, belegte Brötchen und Müsliriegel).
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Tierbeobachtungen auf den Färöer Inseln
Das heiß ersehnte Mittagessen musste jedoch noch ein wenig warten. Kaum hatten wir geparkt, konnten wir auf dem Wasser etwas Tolles beobachten. Ein Delfin sprang in regelmäßigen Abständen kunstvoll in etwas Entfernung aus dem Meerwasser und zog uns hiermit in seinen Bann. Unser Blick blieb nach ein paar Minuten der Beobachtung an drei „Steinen“ im Wasser hängen, die uns ins Rätseln brachten. Wir waren uns recht schnell einig, dass es keine Steine sein können und als dann etwas Bewegung ins Spiel kam, wussten wir sehr schnell welches Glück wir doch hatten.
Drei Grindwale (auch bekannt als Pilotwale, Familie der Delfine) pausierten in unserem Fjord und wir machten quasi direkt daneben ebenfalls Pause. Besonders aktionsreich waren die drei Freunde nicht und deshalb kochten wir gemütlich unser Mittagessen, aßen bei bester Aussicht und immer mit Blick auf die drei Wale. Ein kleiner Spaziergang den Fjord entlang mussten wir noch abwarten, bis die Wale dann fast vor uns vorbei schwammen, sich ein letztes mal zeigten, um dann in den Tiefen des Meeres abzutauchen. Ein paar wenige Aufnahmen mit unserer Kamera* und dem Teleobjektiv* zeigen die schönen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung.


Waljagd auf den Färöer
Leider sind die Grindwale auf den Färöer Inseln geschichtsbedingt stark gefährdet. Es kommt bei Sichtungen der Tiere häufig zu einer sogenannten Grindjagd, bekannt als Grindadráp bzw. dem Grind. Selbst Touristen sind dazu verpflichtet den Behörden zu melden, wenn sie Grindwale in einer Bucht rund um die Inseln sichten. Fischer der Regionen treiben die Tiere zusammen und schlachten diese brutal und qualvoll im flachen Wasser und an den Stränden. Früher (vor hunderten von Jahren) wurde das Fleisch der Tiere als Nahrungsmittel genommen, da es keine andere Wahl gab, um die Familien mit Essen zu versorgen. Heute ist die Jagd eher ein blödes Hobby (unter dem Deckmantel der Tradition) und Tierschützer verschiedenster Organisationen versuchen die Jagd zu verhindern.
Solange Dänemark hinter der Jagd steht und diese nicht verbietet, haben die Tierschützer leider einen schweren Kampf für das Wohl der Tiere. Es erscheinen regelmäßig verstörende Aufnahmen von blutigen Abschlachtungen in den Buchten der Färöer Inseln sowie teilweise Verhaftungen von Tierschützern.
Wir waren froh, dass unsere drei Grindwale an diesem Tag ohne eine Jagd unseren Fjord verlassen konnten!
Mit dem Camper auf die Färöer Inseln
Nach unserer Pause ging es für uns in den Norden der Hauptinsel Streymoy, welche an der Westküste liegt, nach Saksun. Die Straße dorthin ist circa 10 km lang und einspurig. Da wir in der Nebensaison dort waren, hatten wir kaum Gegenverkehr und konnten so die Fahrt richtig genießen. Unser Ziel Saksun liegt in einem Talkessel direkt am Meer. Außer einer kleinen Kirche sowie einem Museum (hatte bei uns geschlossen) gibt es hier nicht viel von Menschenhand Geschaffenes.






Dafür gibt es hier Idylle pur mit Wasserfällen und einer kurzen Wanderung zu einem Strand mit Lavasand. Der Weg zu dem Strand ist leider mit einem Tor versehen und kostet ein paar dänische Kronen (genauer Wert wissen wir leider nicht mehr). Als wir dort waren, war das Tor geöffnet und so konnten wir zu dem Strand, ohne Eintritt zu zahlen. Ob es dir der Eintritt wert ist, musst du selbst entscheiden. Außer einer schönen Strandbucht mit schwarzem Sand und wunderschönen Natur gibt es nicht viel für das Geld.

Für uns ging es weiter nach Eiði, wo wir auf einem besonderen Campingplatz die Nacht verbrachten. Wildcamping ist auf den Färöer Inseln nicht erlaubt und daran haben wir uns auch gehalten. Eine Nacht mitten auf einem Fußballplatz zu schlafen, hatte auf jeden Fall auch mal etwas und dafür geben wir gerne ein paar Euros aus.
Wanderung auf den höchsten Gipfel der Färöer
Am nächsten Morgen steuerten wir unseren Van Vivaldi auf einen Pass der zweitgrößten Insel, Eysturoy, etwas oberhalb unsere Schlafplatzes. Wir wanderten auf den höchsten Berg der Färöer Inseln, den Slættaratindur* mit 880 Metern.

Die Wanderung ist auf jeden Fall eine Empfehlung von uns an alle fitten, trittsicheren Wanderer und bietet einen tollen Ausblick in alle Richtungen. Technisch ist die Wanderung nicht sehr anspruchsvoll, es geht fast direkt auf zu großen Teilen Grashängen gen Gipfel. Kurz vor dem Gipfel musst du allerdings ein wenig kraxeln. Wir empfehlen dir die Wanderung nur zu machen, wenn du wirklich trittsicher und schwindelfrei bist. Wir hatten auf dem Weg zum Gipfel so ziemlich jedes mögliche Wetter, von Regen, zu Sonne und sogar ein paar Schneeflocken fielen auf uns herab. Die Wetterbedingungen machen so eine Wanderung dann natürlich etwas anspruchsvoller.





Sehenswerte Dörfer auf den Färöer Inseln
Auf den Färöer Inseln besichtigten wir wunderschöne, kleine Dörfer wie Gjógv und Elduvík. Wir schauten uns Leirvík und Tjørnuvík an und noch etliche weitere Dörfer mit ähnlichen fast unaussprechlichen Namen. Hier ein paar Bilder zu diesen süßen Dörfern:




Wir haben uns auf jeden Fall in diese bunten und verspielten Dörfer verliebt und finden die mit Gras bewachsenen Dächer super schön und fotogen 🙂
Weitere Wanderungen auf den Färöer Inseln
Eine Wanderung führte uns von Hellurnar nach Fuglafjørður. Wir erwischten leider einen sehr verregneten Tag mit teilweise nebliger Stimmung und so war die Wanderung ziemlich rutschig und matschig. Einen kleinen Abstecher auf dem Gipfel Altarid ließen wir uns trotzdem nicht nehmen, trotz anspruchsvollen Bedingungen. Zum Glück stört uns Regen nicht besonders und mit der richtigen Ausrüstung und Erfahrung gibt es eigentlich kein schlechtes Wetter. Schau doch gerne mal bei unseren Packlisten vorbei.








Für eine sehr besondere Wanderung fuhren wir durch einen mautpflichtigen Unterwassertunnel auf die Insel Vágar bis nach Bøur. Hier wanderten wir über eine alte Postroute bis nach Gásadalur*, mit grandiosen Ausblicken, mit steilem Auf- und Abstieg und abwechslungsreichem Wetter. Am Múlafossur Wasserfall wurden wir von der Sonne geküsst und konnten ein paar schöne Aufnahmen von diesem interessanten Wasserfall machen. Ein Wasserfall der direkt ins Meer fällt ist eben etwas ganz besonderes und eine Sehenswürdigkeit auf den Färöer Inseln, die du bei deinem Roadtrip mit dem Camper (oder Auto) nicht verpassen solltest.








Eine kleine Wanderung führte uns einen Tag später zu einem Aussichtspunkt auf einen Felsen, der als Hexenfinger betitelt wird. Der Name einer 313 m hohen Felsnadel war auf jeden Fall ziemlich treffend und soll der Sage nach der Finger einer Riesenhexe gewesen sein. Ein kurzer Stopp bei der Stadt Vestmanna legten wir ebenfalls ein. Jedoch ist es hier ohne Tour durch die Küsten für Vogelbeobachtungen doch eher langweilig. Zumindest fanden wir die Stadt etwas langweilig und im Herbst sind die meisten Zugvögel bzw. die Puffins leider schon weg.



Ausflug nach Nólsoy
Für uns ging es nach knapp einer Woche zurück zur Hauptstadt der Färöer Inseln. Wir parkten unseren Van Vivaldi früh morgens in der nähe vom Fährhafen. Eine der ersten Fähren zu der Insel Nólsoy wurde von uns genommen, um die Insel ausgiebig zu erkunden. Die Insel besteht aus einem kleinen Dorf und ganz viel Natur. Es wirkt so, als ob hier die Zeit stillstehen würde: Größere Straßen gibt es so gut wie keine. So erkundigten wir die verschiedenen Teile der Insel zu Fuß. Wir machten dabei eine tolle Wanderung zum Leuchtturm Borðan am Südostende der Insel. Der Weg führte uns über einen Bergrücken, über grüne Wiesenhänge und Stege, die durch moorige, sumpfige Abschnitte führten. Erneut hatten wir von Regen, über Nebel und Sonne beinahe jedes Wetter erlebt.








Ein Ausflug auf die Insel Nólsoy lohnt sich in unseren Augen auf jeden Fall. Für umgerechnet 11 Euro sind wir beide mit der Fähre von Tórshavn nach Nólsoy und zurück gefahren, was in unseren Augen nicht besonders teuer ist. Wir hatten einen erlebnisreichen Tag auf der Insel und waren noch dazu beinahe alleine unterwegs. Nur ein paar wenige andere Gesichter bekamen wir an diesem Tag zu sehen.
Geschichte zum Anfassen
Nach unserem Ausflug nach Nólsoy ging es mit unserem Camper noch nach Kirkjubøur im Süden von Streymoy, wo wir ein paar sehr alte Häuser und eine Kathedrale angeschaut haben. Kirkjubøur ist der wohl bedeutendste geschichtliche Ort auf den Färöer Inseln. Die eindrucksvolle Dom Ruine des St.-Magnus-Doms stammt aus dem 14. Jahrhundert, und auch die Ortskirche und das benachbarte Blockhaus Roykstovan sind hochmittelalterlich. Dieses Blockhaus zählt als eine der ältesten noch bewohnten Holzhäusern Europas.




Nach so viel Input ging es für uns nur noch auf den relativ teuren Campingplatz der Hauptstadt. Unsere einwöchige, wunderschöne Zeit auf den Färöer Inseln mit dem Camper steuerte leider langsam einem Ende zu. Die Fähre sollte am nächsten Tag um 13 Uhr fahren und davor hatten wir noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Der Camper musste mal wieder aufgeräumt werden, wir spülten, sicherten unsere Bilder mit den Laptops*, packten für die Fähre und ein letztes Mal tanken vor Island stand ebenfalls auf dem Programm.
Goodbye Färöer Inseln
Wir checkten pünktlich ein und durften dann noch eine gefühlte Ewigkeit vor dem Schiff in einer Schlange warten. Wir lernten beim warten einen super coolen Kerl aus Österreich, der derzeit in England wohnt, näher kennen. In einer Schlange stehen und auf das Boarding warten, hat manchmal auch Vorteile. Als wir dann endlich auf dem Schiff waren, wurde uns freundlicherweise noch ein wenig extra Zeit auf den Inseln geschenkt. Die Abfahrt wurde um ein paar Stunden wegen technischen Problemen auf dem Schiff verzögert und wir haben das genutzt, nochmals Tórshavn unsicher zu machen. Wir hatten eine super wilde Überfahrt nach Island mit 6-7 Meter hohen Wellen, die uns ganz schön durchgeschaukelt haben. Mehr dazu jedoch in einem nächsten Bericht.
Die Natur auf den Färöer Inseln ist einfach so unfassbar schön. Wir sind froh, hier eine Stopp eingelegt zu haben.
„Die Natur braucht keine Meisterwerke zu schaffen, sie ist eins.”
Hermann Hesse
Für uns sind die Inseln eine ganz klare Reiseempfehlung für alle Naturliebhaber und für alle anderen, die es dann auf jeden Fall werden 😉 . Wir hatten in einer Nacht sogar ein paar Nordlichter sichten dürfen, also auch das ist hier mit etwas Glück möglich.



Grüße
Melanie & Julian
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