Zuletzt aktualisiert am 11. Dezember 2023 von patrablo

Unter Vanlife stellen sich viele grenzenlose Freiheit vor. Ein Leben ohne Verpflichtungen und ohne Probleme. So bekommen wir das zumindest öfters zu hören. Ein Stück weit ist das auch die Wahrheit. Wir haben großes Glück, diesen Lebensstil leben zu können und damit auch ein Stück weit unseren Traum. Vanlife hat aber auch Schattenseiten, die oft nicht gesehen werden und auch die möchten wir dir in diesem Text beschreiben. Was sind unsere Erfahrungen nach mehreren Monaten Vanlife Alltag und würden wir uns wieder dazu entscheiden, in einen fahrbaren Untersatz zu ziehen?

Wie alles begann

Als wir Ende 2019 eine weitreichende Entscheidung für unsere Zukunft trafen, haben wir uns das Ganze ein wenig anders vorgestellt. Die Pandemie hat unsere Träume und Pläne komplett über den Haufen geworfen. Aber das liest du am besten in unserem Text Über Unsnach. Dort ist unsere Geschichte der letzten Jahre kurz für dich zusammengefasst, falls du sie eh nicht schon kennst.

Der Startschuss für unser heutiges Dasein fiel eigentlich mangels Alternativen dadurch, dass wir unser damaliges Auto zum Mini-Camper umbauten. Astrarix war dann für mehrere Monate unser Zuhause und wir bereisten Europa mit ihm. Der Startschuss für unser Vanlife Dasein. Anfang 2022 haben wir unseren Van Vivaldi ausgebaut und haben jetzt 5qm Freiheit auf vier Rädern.

Grenzenlose Freiheit  

Vanlife hat etwas von Freiheit und ungebunden sein. Wenn es einem an einem Ort nicht gefällt, zieht man weiter. Sucht sich einen neuen, schönen Ort und bleibt einfach dort. Klingt erst einmal super schön und oft ist es das auch. Es hat aber auch Schattenseiten, die selten genannt werden, die oft nicht gesehen und vor allem oft nicht verstanden werden.

Dauerhaft in einem Van zu leben, bedeutet einen komplett neuen Alltag zu entwickeln. Ein klassischer Vanlife Alltag beinhaltet Themen, die jemandem mit festem Wohnsitz als selbstverständlich vorkommen. Vanlife Alltag benötigt Zeit, viel Zeit manchmal. Und genau das ist der Preis, den man für die grenzenlose Freiheit bezahlt. Also irgendwie doch nicht grenzenlos diese Freiheit.

Vanlife Alltag ganz konkret

Aber wie genau sieht jetzt unser Alltag im Van aus? Unser Tag beginnt meist zwischen 7:00 Uhr bis 7:30 Uhr. Erst einmal Frühstück. Der Weg in die Küche ist quasi nicht weit und somit gibt es eigentlich täglich Frühstück im Bett. Danach besprechen wir unseren Tagesplan. Was steht heute an und was muss dringend erledigt werden. Meist spülen wir nach dem Frühstück Geschirr. Mindestens einmal am Tag ist diese Aufgabe zu erledigen und meist machen wir das eben morgens.

Danach setzen wir uns oft an die Laptops* und arbeiten an unserem Blog und an Themen, die drum herum so anfallen. Manchmal zieht es uns aber auch direkt weiter oder wir schauen uns noch etwas in der Umgebung unseres Stellplatzes an. Meist ist dann schon wieder fast Zeit, um ans Mittagessen zu denken. Nachmittags noch einmal etwas erkunden oder an den Laptops sitzen. Dazwischen trifft man oft Leute und verquatscht sich ein wenig. Manchmal auch ein wenig mehr, besonders wenn man Julian Pape heißt 🙂 . Abendessen, Laptops (u.a. auch Bilder* sichern), schlafen gehen. Vanlife Alltag ganz kurz zusammengefasst.

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Zeitfresser im Vanlife Alltag

Zwischen all den Themen kommen auch noch ein paar Zeitfresser, die fast täglich anfallen, spätestens jedoch alle 2-3 Tage. Die Stellplatz-Suche benötigt oft einiges an Zeit. Es gibt zwar super Unterstützer wie die App Park4Night, aber nicht jeder Stellplatz passt oder ist aktuell noch befahrbar. Man muss in einer für sich unbekannten Gegend etwas Passendes finden, um sein Zuhause parken zu können und niemanden dabei zu stören. Nicht selten fährt man dafür zu abgelegenen Orten auf manchmal spannenden Straßen.

Ver- und Entsorgung sind ebenfalls Punkte, die oft Zeit kosten. Passende Entsorgungsstellen sowie Trinkwasser finden, ist manchmal gar nicht so einfach. In manchen Ländern gibt es was die Entsorgung betrifft ganz wenige Möglichkeiten, Frischwasser ist meist die einfachste Disziplin dabei. Besonders, wenn man wie wir nur ca. 10-12L pro Tag benötigt. Wir nutzen sehr oft Quellen am Straßenrand oder Brunnen für die Frischwasserversorgung. Filtern tun wir das Wasser übrigens nie, Probleme mit dem Magen hatten wir auch noch nie deswegen 🙂 . Scheinbar haben wir über die Zeit einen Saumagen entwickelt.

Wäsche waschen ist übrigens ein weiterer Punkt, der zwar selten, aber trotzdem irgendwann auch mal anfällt. Dadurch, dass man aber meist in Waschsalons ist, benötigt auch das seine Zeit und ist nicht mit einem Gang in den Keller erledigt.

Immer in Bewegung sein

Was auch Zeit kostet, ist, dass man ständig in Bewegung ist. Wir stehen selten mehrere Tage an einem Ort. Tatsächlich ist unser Rekord bisher 4 Nächte am Stück. Das ist bereits sehr grenzwertig wie wir finden. Maximal 2-3 Nächte sollte man beim wildcampen an einem Ort bleiben. Danach sollte man aus Respekt gegenüber der Einheimischen weiterziehen. Wer länger stehen bleiben möchte, sollte auf einen Campingplatz oder zumindest in ein Land gehen, welches Wildcamping toleriert bzw. erlaubt.

Genau darin liegt für uns aber oft das Problem. Wir sind immer auf Achse und kommen nie so richtig an einem Ort an. Auch wenn wir zwar unser vertrautes Heim dabei haben, kommen wir oft nicht richtig zur Ruhe. Wir müssen uns immer an neue Orte gewöhnen und neu zurechtfinden.

Manch einer kann sich das zwar schwer vorstellen, aber dieser Punkt ist der anstrengendste Punkt beim Vanlife. Einerseits ist es genau der Grund warum wir unterwegs sind, warum wir im Van leben. Wir wollen die Welt entdecken und neue Orte kennen lernen. Im Gegensatz ist es aber auch genau der Punkt, der am meisten Energie kostet. Man hat nicht die Möglichkeit anzukommen und einfach mal zur Ruhe zu kommen. Nach spätestens drei Tagen muss man wieder weiterziehen. Die Alternative Campingplatz kommt für uns übrigens nicht in Frage. Durch den Campingboom und die gestiegenen Erwartungen an einen Campingplatz, sind die Preise regelrecht explodiert. Wenn man dann mehrere Tage auf einem Platz stehen möchte, kostet das inzwischen einfach zu viel Geld. Zudem nutzen wir durch unseren veränderten Lebensstil die im Preis enthaltenen Leistung viel zu wenig, dass es für uns lukrativ wird.

Öfters einkaufen gehört zum Vanlife Alltag

Ein weiterer Punkt, der relativ regelmäßig in unserem Alltag vorkommt, ist das Einkaufen. Im Van hat man einfach nicht so viel Platz für Vorräte und auch der Kühlschrank* ist oft wesentlich kleiner. So geht man viel häufiger einkaufen. Das schöne dabei ist, dass eigentlich keine Lebensmittel ablaufen oder schlecht werden.

Die größte Herausforderung ist beim Einkaufen meist, dass man in Läden ist, in welchen man sich so gar nicht auskennt. Der Einkauf für alltägliche Dinge kann da schon einmal etwas länger dauern. In welchem Regal finde ich was, was steht jetzt genau auf der Verpackung und ist es wirklich das, was ich auch kaufen möchte. Nervenkiller Nr. 1 ist oft Gemüse (das wir gerne und viel kaufen), dass noch selbst abgewogen werden muss. Im Ausland mit fremder Sprache nicht immer einfach und es kommt häufiger vor, dass die Dame oder der Herr an der Kasse noch einmal zur Waage rennt und neu wiegen muss.

Genau wegen solcher Themen treibt es viele Reisende immer in die gleichen Supermarktketten. Wenn wir ehrlich sind, ist das meist Lidl oder Aldi (Hofer) für uns. Diese sind in der Regel ähnlich aufgebaut wie in Deutschland und haben teilweise das gleiche Sortiment. Gemüse wird an der Kasse gewogen und gutes (festes) Brot gibt es auch. Das erleichtert zumindest ein wenig den Einkauf. Manchmal gibt es diese Ketten aber nicht in einem Land und dann wird es eben spannend und manchmal anstrengend.

Körperhygiene

Den Luxus eines Badezimmers haben wir nicht. Wir haben unsere Trockentrenntoilette* und das Waschbecken der Küche. Das muss für die tägliche Hygiene reichen. Eine Dusche hat in Van Vivaldi keinen Platz gefunden und in einen größeren Van würden wir zumindest keine feste Dusche einbauen. Warum haben wir in unseren Text Vanausbau Basisfahrzeug geschrieben. In der Nebensaison ist die Anzahl öffentlich zugänglicher Duschen in Ländern wie Kroatien oder Griechenland echt super begrenzt, aber es klappt schon irgendwie. Der Text gehört übrigens zu unserer DiY Ausbauserie, in der wir jeden Schritt des Vanausbaus behandeln.

Meist nehmen wir einen Waschlappen zur Hand oder Duschen mit unserer Außendusche. Beides klappt super und reicht, um sich kurz frisch zu machen. Einmal die Woche versuchen wir eine richtige Dusche zu finden. Finden ist dabei das richtige Stichwort. Campingplätze sind, um einfach nur zu Duschen, einfach zu teuer und deswegen läuft es auf günstige Stellplätze oder einen Rasthof mit Duschen für LKW-Fahrer hinaus. Hier darf man übrigens manchmal nicht so zimperlich sein. Viele solcher Duschen sind sauber und echt toll. Manche aber auch nicht. Nach einer Woche oder manchmal auch noch mehr, freut man sich aber über jegliche Art von warmem Wasserstrahl. Man wird genügsam mit der Zeit 🙂 . Nach 16 Tagen ohne heiße Dusche fühlt sich auch ein warmer Wasserstrahl wie ein komplettes Wellness-Programm an.

Warum tun wir uns das alles an?

Wahrscheinlich klingt das jetzt alles ein wenig, als ob wir uns nur darüber beschweren wollen, dass wir den Vanlife Alltag manchmal ganz schön satthaben. Ja, an wenigen Tagen ist es tatsächlich so und wir fragen uns warum wir uns dieses Leben antun. So ist es nun mal, auch im Vanlife Alltag gibt es Höhen und Tiefen

Es gibt aber immer noch viel mehr Höhen als Tiefen und wenn man sich an den Alltag gewöhnt hat, passt das auch meist. Es ist eben eine ganz andere Lebensart.

Durch das Vanlife bekommen wir so viel Möglichkeiten schöne Momente zu erleben, dass diese all die Strapazen, die das Vanlife manchmal mit sich bringt, wett machen. Wir dürfen Sonnenaufgänge und -untergänge an den schönsten Orten erleben. Dürfen viele wundervolle Menschen treffen, die unser Leben so sehr bereichern. Dürfen unseren Horizont erweitern und sehen wie gut wir es im Vergleich zu vielen Menschen haben. Haben das Privileg die Welt aus ganz neuen Blickwinkeln zu sehen und zu lernen, mit wie wenig der Mensch auskommt.

Nachhaltigkeit durch Vanlife

Genau in diesem Punkt liegt auch unser größter Gewinn, den wir durch den Vanlife Alltag gemacht haben. Wir durften lernen, dass 5 qm zum Leben vollkommen ausreichen. Es ist nicht immer einfach, aber definitiv möglich. Unsere Toilette* benötigt kein Wasser für die Spülung, wir verschwenden weniger Lebensmittel, da wir mehr nach Bedarf einkaufen und meist reicht unsere Körperwärme, um unser kleines, rollendes Zuhause zu heizen. Unser Van Vivaldi hat sogar noch den Vorteil, dass wir den Großteil des Jahres komplett autark durch die Sonne unsere Energie, die wir im Alltag benötigen, produzieren (Induktionsherd im Van). Nur selten müssen wir durch die Lichtmaschine zusätzlichen Strom produzieren.

Auch wenn wir etliche Kilometer durch Europa fahren, hat sich unser ökologischer Fußabdruck verbessert. Wir verbrauchen wesentlich weniger Ressourcen und leben bewusster. Gerade beim Thema Wasserverbrauch ist uns das erst durch das Vanlife richtig bewusst geworden, wie viel Wasser in einem „normalen Alltag“ benötigt wird. Allein zweimal die Klospülung betätigen deckt unseren täglichen Wasserverbrauch im Van ab (dazu kommt natürlich noch das Wasser zum Wäsche waschen und auch für unsere Körperhygiene, falls wir uns mal wieder eine Dusche gönnen).

Fazit Vanlife Alltag

Vielleicht findest du dich in diesen Zeilen wieder, weil du selbst mitten im Vanlife steckst. Es kann auch sein, dass dein persönlicher Alltag ganz ohne Vanlife genauso aussieht. Vielleicht hast du mit diesem Text aber auch ganz neue Einblicke und Sichtweisen auf das Vanlife bekommen. Vanlife ist nämlich so viel mehr als grenzenlose Freiheit. Oft heißt es nämlich auch Verzicht. Verzicht, der sich in unseren Augen mehr als lohnt. Auch wenn wir manchmal oder gerade deswegen das ein oder andere negative Wort über Vanlife verlieren.

Vanlife ist eine Lebenseinstellung und eine gute Schule für all die Themen, auf die es im Leben in unseren Augen wirklich ankommt. Es ist etwas, was unserem Planeten sehr guttut, da man sich viel bewusster mit seinem persönlichen Ressourcen-Verbrauch auseinandersetzt.

Wir sind stolz darauf, Teil dieser Lebensphilosophie zu sein und können uns vorstellen, auch noch nach unserer Reise, vielleicht in einem festen Job, weiterhin im Van zu leben. Das ist übrigens ein Thema, über das wir in den letzten Wochen oft diskutiert haben.

Vanlife Alltag – manchmal anstrengend, aber eine sau coole Art zu leben!