Zuletzt aktualisiert am 28. Januar 2023 von patrablo
Nach fünf Tagen, mit viel auf der Straße verbrachter Zeit, hatten wir endlich das schwedische Lappland erreicht. Der hohe Norden hatte uns wieder, dieses Mal ganz in weiß. Einfach zauberhaft und eher wie im Märchen. Wir machten noch einen letzten Stopp in Kiruna, bevor es für uns zum Abisko Nationalpark ging.
Im Gebiet rund um diesen 77 km² großen Nationalpark, im schwedisch-norwegischen Grenzgebirge, wollten wir die nächsten Tage verbringen. Neugierig? Weiterlesen erwünscht! Es lohnt sich auf jeden Fall!
Ein Plan geht auf
Wer uns ein wenig kennt weiß, dass wir früher ziemliche Planer waren, durch die derzeitige Reise sich das jedoch sehr geändert hat. Wir planen zwar ab und zu etwas, aber Spontanität ist oft einfach besser. Bei unserer Fahrt in den hohen Norden hatten wir jedoch stets ein Ziel im Kopf. Wir lieben es, wenn ein Plan funktioniert. Man kann nicht immer Pläne machen und nicht alles beeinflussen, aber manchmal muss man es einfach versuchen.
Pläne haben wir beim Reisen schon lange nicht mehr so richtig gemacht. Meist besteht der Plan aus einer groben Richtung wohin es gehen soll. Dieses Mal war der Plan: Lappland und Nordlichter.
Als an einem Dienstag unser Mini-Camper Astrarix seinen Besitzer gewechselt hat, haben wir geschaut was die Wettervorhersage gepaart mit der Vorhersage von Nordlichtern ergibt. Es war für Montagabend klarer Himmel und Nordlicht-Wahrscheinlichkeit gemeldet. Leider trennten uns 2.700 km von dem Ziel, bei Abisko Nordlichter zu sehen.
Naja, was sollen wir sagen. Wir hatten einen Plan und er hat funktioniert. Fünf Tage nach unserer Abfahrt waren wir 2.700 km weiter und die Nordlichter tanzten für uns.
Nordlichter, magische Momente
Aber alles der Reihe nach. Wir kamen gegen Abend auf einem Parkplatz in der Nähe von Abisko an und parkten dort unser Auto auf dem Schnee. Nach einem typisch schwäbischen Abendessen ging es nach draußen, um einen super schönen Abendhimmel zu erleben. Es war eiskalt und der Wind pfiff ordentlich. Da es komplett wolkenlos war, hofften wir natürlich sehr, später unsere heiß ersehnten Nordlichter zu sehen.
Ein gutes Zeichen dafür waren die beiden Finnen, die mit ihrem Van auf unserem Parkplatz standen. Die beiden hatten auf dem See ein Zelt mit Ofen aufgestellt, ziemlich sicher zum Eisangeln oder Eisbaden. Auf einmal kam der eine Finne aus dem Zelt und zwar in vollem Adamskostüm. Er tanzte um das Zelt, trommelte wie wild und rief etwas. Der zweite war mit Fellen bekleidet und tanzte mit. Sie schienen die Nordlichter zu rufen und wir hofften, dass sie dabei Erfolg haben.
Gegen 22:00 Uhr war es dunkel und ein Bus fuhr auf unseren Parkplatz. Als aus diesem Bus etliche Menschen ausstiegen, wussten wir, es kann losgehen. Wir packten uns super dick ein und gingen mit der Kamera* und einem Stativ* bewaffnet nach draußen. Zunächst sahen wir nur leichte, grünliche Streifen am Himmel. Diese nahmen zu und plötzlich waren sie überall. Wir können diese Momente schwer in Worte fassen, sie waren einfach grandios.
Das ganze Schauspiel ging über mehrere Stunden (und das bei -13 °C brrrrr). Mal waren die Lichter rechts von uns zu sehen, mal wieder etwas mehr links oder über uns. Sie waren mal etwas stärker und mal etwas schwächer. Schau selbst, die Bilder sprechen für sich! Wir sind auf jeden Fall froh gewesen, nicht über eine organisierte Reise unterwegs zu sein. Der Bus war gerade mal 45 Minuten bei uns, dann ging es für die zahlenden Gäste bereits auf den Rückweg.
Abisko Nationalpark wir kommen
Nachdem es nachts für uns etwas später ins Bett ging (oder früh je nachdem wie man es betrachtet), schliefen wir am Morgen natürlich aus. Wir sicherten unsere Bilder und waren von den Ergebnissen komplett überwältigt. Klar, wir haben die Lichter live gesehen und bereits auf dem kleinen Display der Kamera, aber die Bilder dann auf dem Laptop* erneut zu sehen, war schon sehr cool. Durch die Langzeitbelichtung der Kamera, werden die Lichter noch besser erfasst, als das mit dem bloßen Auge möglich ist (zumindest bei schwachen Lichtern). Wir fuhren nach einem Frühstück glücklich nach Abisko und schlenderten zunächst ein wenig durch das Örtchen. Besonders groß ist Abisko nicht unbedingt, dessen Bahnhof jedoch aufgrund der Größe sehr auffällt.
Anschließend fuhren wir zur Touristeninformation im Abisko Nationalpark. Hier war dann schon eher etwas los, mit zugehörigem Hostel, Tourenstart des Kungsleden und weiteren Touren rund um den Nationalpark.
Das ganze Treiben war ansteckend und wir wollten endlich mal wieder unsere Wanderschuhe* schnüren. Es war zwar letztendlich nur ein Spaziergang im Absiko Nationalpark, um anzukommen und einen ersten Eindruck zu bekommen, aber dafür ein besonders schöner. Die Landschaft ist einfach super genial! Wir kamen auf unseren bisherigen Reisen noch nie so wirklich mit komplett zugefrorenen Seen oder Flüssen in Kontakt. Auf diesen dann einfach mal spazieren zu gehen, war schon irgendwie cool. Was für uns absolut beeindruckend ist, ist für die Menschen hier oben Normalität. Manche der Seen sind hier mehrere Monate komplett zugefroren. Es ist keine Seltenheit, dass z.B. Angler sich ein Loch ins Eis schneiden, ein Zelt mit Ofen darüber aufstellen und dann entspannt angeln. Einige haben dafür sogar richtige Hütten auf Kufen, die sie mit ihren Schneemobilen auf den See ziehen.
Aussichtspunkte rund um den Abisko Nationalpark
Am nächsten Tag wollten wir ein paar Aussichtspunkte rund um die Touristeninformation ansteuern. Diese Aussichtspunkte werden hier beworben und sind dementsprechend gut ausgeschildert. So ging es für uns zunächst zum Canyon, etwas später zu einem schönen Aussichtspunkt auf einem kleinen Hügel, welcher perfekt für die Vogelbeobachtung geeignet ist, und dann später an den Strand. Da all diese Punkte von uns im Schnee angesteuert wurden, war es ein richtig abenteuerliches, sportliches Erlebnis. Die Aussichtspunkte können wir nur jedem empfehlen. Von dem Strand haben wir, wie du dir denken kannst, nicht allzu viel gesehen, aber der Weg dorthin war schön und die Aussicht am See Torneträsk ebenfalls.
Anschließend ging es für uns zu einem weiteren Parkplatz, welcher direkt am riesigen See Torneträsk liegt. Wir machten es uns hier etwas gemütlich, kochten Abendessen und mit der Dämmerung brachen wir zu einem weiteren Spaziergang auf. Auf dem zugefrorenen See versteht sich! Es ist zwar schon irgendwie gruslig, wenn ab und zu das Eis unter einem knackt, aber das Wasser ist eben immer in Bewegung. Wir hatten auf einem Schild zuvor gelesen, dass der See meist bis Juni zugefroren ist, also machten wir uns keine Sorgen, einbrechen zu können 😉 . Der kleine Spaziergang führte uns u.a. zu wunderschönen, von der Natur gebildeten, Eisskulpturen und zu einer Ansammlung von kleinen Hütten der Angler.
Es war erneut eiskalt, relativ klar und wir hofften auf eine weitere Nordlichter Nacht. Und sie kam!
Nordlichter, einfach herrlich
Auch diese Nacht voller Nordlichter können wir in Worten kaum beschreiben. Wir sahen aus dem Fenster, dass sich ein paar grüne Lichter neben uns befinden, deshalb wollten wir raus gehen, um Bilder zu machen (macht Sinn). Als wir dann die Schiebetüre unseres Van Vivaldi öffneten, wurden wir mal wieder ziemlich überwältigt.
Es waren nicht nur seitlich Streifen, sondern auch noch überall über uns. Wir packten uns erneut warm ein (eisiger Wind in Kombination mit eisigen Temperaturen brrrrrrrr) und gingen zunächst runter auf den See. Etwas später kletterten wir dann noch auf einen kleinen Hügel und versuchten so, möglichst viele, schöne Motive einzufangen. Wir glauben, das ist uns auch ganz gut gelungen 😉 .
Nordlichter sind etwas Magisches und wir sind so dankbar, dieses Naturschauspiel hier im Abisko Nationalpark erlebt haben zu dürfen.
Aber was sind Nordlichter überhaupt?
Im Grunde kann man das Naturschauspiel als sogenannte Sonnenwinde zusammenfassen. Die Sonne gibt einen Strom elektrischer Partikel ab, welche mit einer Geschwindigkeit von ca. 300-500 km auf die Erde zu rasen. Die meisten der Partikel werden durch das Magnetfeld der Erde abgestoßen und nur ca. 2 % davon schaffen es in das Magnetfeld der Erde einzudringen.
Nord- und Südpol ziehen diese Teilchen an und somit wandert die Energie durch eine Art Trichter – auch Aurora-Ovale genannt – durch die Atmosphäre. Dabei wird die Energie der Sonnenwinde durch die Moleküle und Atome in unserer Atmosphäre angeregt und dabei entsteht die Energie, die wir als Nordlichter kennen.
Nord- und Polarlichter sind übrigens die gleichen Lichter. Auf der Nordhalbkugel heißen diese jedoch Nordlichter oder Aurora borealis, Polarlichter können aber auch auf der Südhalbkugel vorkommen! Am Südpol nennt man sie Südlichter oder Aurora australis. Wieder etwas gelernt 😉 !
Crosscountry Skiing/Splitboarding
Schon mal etwas von Crosscountry Skiing gehört? Falls ja, wir haben das mit unseren Splitboards gemacht, eben dauerhaft im „Ski-Modus“. Falls du noch nie etwas davon gehört hast, kommt hier eine kurze Erklärung. Es gibt spezielle Crosscountry Skier, mit denen man ab in die Botanik gehen kann. Also querfeldein im Schnee unterwegs sein, ohne dafür vorgefertigte Loipen zu haben. Aber eben auch meist ohne richtige Skiabfahrten, das wäre dann eher Skitourengehen. Zusammengefasst würden wir sagen, etwas breitere Langlaufskier gepaart mit einem kleinen Fell, welches man von Tourenskiern kennt.
Falls du unsere Splitboards noch nicht kennst, schau doch mal in #30 Zurück in Deutschland vorbei, hier haben wir etwas mehr darüber geschrieben. Im Grunde ist es einfach ein teilbares Snowboard, um für einen Aufstieg zwei „Skier“ zu haben.
Auf unserer Tour waren wir zeitweise auf den Spuren des Kungsleden Winterwanderweg, sind über zugefrorene Seen geglitten und übten uns an kleineren „Ski-Abfahrten“.
Die Natur ist einzigartig und es ist unglaublich, mit welch harten Bedingungen das Leben hier oben gelernt hat umzugehen. Auch wenn gerade noch alles voller Schnee und Eis ist, kommt bald die Zeit, in der alles erblüht und zu neuem Leben erwacht. Nach Dunkelheit kommt auch wieder Licht. Diese Extreme sind hier oben besonders stark ausgeprägt. Wir hatten einen tollen Tag, dessen Highlight eine wunderbare, tierische Begegnung war. Zwei Schneehühner mitten im lichten Wald, weiß in weiß – einzigartig schön!
Eine weitere Tour im Abisko Nationalpark
Nachdem uns das Crosscountry Splitboarding vom Vortag so gut gefallen hat, wollten wir am nächsten Tag eine ähnliche Tour unternehmen. Es sollte wieder in den Abisko Nationalpark gehen, jedoch in einen anderen Abschnitt. Abwechslung muss sein! Unser Ziel war ein Wasserfall, zumindest war es so ausgeschildert. Wir hatten super viel Spaß bei unserer Tour, genossen die vollkommene Einsamkeit, es war Wasser am Ziel, ein richtiger Wasserfall konnten wir jedoch nicht erkennen. Aber wir sind da ja nicht so pingelig. In unserer dreistündigen Tour trafen wir keine Menschenseele. Leider auch keine Tierseele. Es waren bestimmt ein paar davon da, diese haben sich jedoch gut versteckt.
Goodbye Abisko Nationalpark
Nach einem späten Mittagessen, ging es für uns nochmals kurz in die Touristeninformation (unser Datenvolumen war fast aufgebraucht und hier gibt es WLAN; dieses ist zwar super langsam, aber besser als nichts 😉 ). Anschließend schauten wir uns noch kurz die Ausstellung sowie Galerie des Naturum an. In dem Gebäude gleich neben der Touristeninformation ist eine Bibliothek, Galerie und Ausstellung über den Nationalpark untergebracht.
Wir hatten eine tolle Zeit beim Abisko Nationalpark, aber auch diese musste leider irgendwann enden. Goodbye Absiko Nationalpark, wir kommen auf jeden Fall wieder! Unsere Weiterfahrt führte uns über die Grenze nach Norwegen.
Wenn du wissen willst, wie es bei uns weiterging, besuche schon bald wieder unseren Blog. Danke, dass du dir die Zeit fürs Lesen genommen hast.
Grüße
Melanie & Julian
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